

Kleines Mädchen
vor „Big Girl“
von Richard Jackson
am Stand der Galerie
Hauser und Wirth
Foto: Gerda Jaeschke
Dieses Jahr stand Basel im Juni nicht nur wegen der Art Basel im Mittelpunkt des internationalen Interesses, die Fußballeuropameisterschaft prägte unübersehbar das Stadtbild. Lediglich zwölf Galerien wurden aus den zahlreichen Bewerbungen neu in den erlauchten Kreis der 300 Aussteller aufgenommen. Diese Strategie hat sich offensichtlich bewährt, wie im Vorjahr wollten 60 000 Besucher die nach wie vor weltbeste Kunstmesse sehen. Unbeeindruckt von Finanzkrisen wurde auf breiter Front gekauft. Bereits am Preview-Tag waren alle 15 Gouachen von Daniel Richter zum Preis von jeweils 10 000 Euro bei Contemporary Fine Arts Berlin verkauft. Die Galerie Hauser und Wirth legte noch eins drauf und meldete drei Stunden nach Beginn des Previews den Ausverkauf des ganzen Stands.
Auffällig war allerdings auf der diesjährigen Art Basel die verstärkte Präsenz zeitgenössischer Kunst, und in diesem Bereich wurden auch vermehrt Umsätze gemacht. Das Kontingent an klassischer Moderne schrumpft dagegen auch auf der Art Basel zusehends. Da ist es schon eine Ausnahme, wenn die Galerie Haas und Fuchs ein Spitzenbild von Ernst Ludwig Kirchner anbietet oder die Galerie Mitchell-Innes und Nash, New York, Picassos „Tête de femme (Dora Maar)“ nach Basel mitgebracht hat (elf Millionen US-Dollar). Üblicherweise landen solche Spitzenwerke der klassischen Moderne mittlerweile in Auktionshäusern. So konnte man es nur als Mutprobe bezeichnen, wenn die Marlborough-Galerie ein Triptychon von Francis Bacon mit 80 Millionen US-Dollar und damit nur unwesentlich unter dem Preis anbot, zu dem der russische Oligarch Roman Abramowitsch vor Kurzem auf einer Auktion ein ähnliches Werk Bacons ersteigert hatte. Auf der Art Basel „begnügte“ sich Abramowitsch mit dem Erwerb von Giacomettis Skulptur „Femme de Venise I“ für 14 Millionen US-Dollar.
In absehbarer Zeit muss die Art Basel allerdings noch mit einem neuen Konkurrenten um die Gunst der wenigen Galerien kämpfen, welche die klassische Moderne anbieten. Just zum Messebeginn wurde bekannt, dass die hoch angesehene Messe für zeitgenössische Kunst, Armory Show, New York, von dem 20 Milliarden US-Dollar schweren Unternehmen Merchandise Mart Properties Inc. (MMPI) aufgekauft wurde. Die Art Basel hatte gegenüber dem finanzkräftigen MMPI keine Chance.
Die nächste Art Basel findet vom 10. bis 14. Juni 2009 statt. Weitere Informationen: www.artbasel.com.
Dr. med. Helmut Jaeschke