ArchivDeutsches Ärzteblatt43/2008Körperliche Untersuchung: Zeitgemäßer Begleiter

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Körperliche Untersuchung: Zeitgemäßer Begleiter

Löhr, J.-Matthias

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Christian Thomsen: Ärztliche Fähigkeiten für das Hammerexamen. Bildführer zur körperlichen Untersuchung.Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2008, 146 Seiten, kartoniert, 14,80 Euro
Christian Thomsen: Ärztliche Fähigkeiten für das Hammerexamen. Bildführer zur körperlichen Untersuchung.Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2008, 146 Seiten, kartoniert, 14,80 Euro
Die Kernfähigkeit ärztlichen Handelns, gemeinhin immer noch zu Recht als ärztliche Kunst bezeichnet, beinhaltet Anamnese und körperliche Untersuchung. Diese körperliche Untersuchung erlebt eine Renaissance, wenngleich – zum Teil jedenfalls – aus den „falschen“ Gründen. War es in früheren Zeiten die einzige Methode, sich der Krankheit am Körper des Patienten systematisch und „objektiv“ zu nähern, schien sie mit der Verfügbarkeit von Ultraschall und mehr noch von CT und MRT fast obsolet. Die Ökonomisierung der Medizin hat auch zu einer Rückbesinnung auf die alten Tugenden geführt, um durch die Nichtinanspruchnahme teurer Ressourcen (pekuniär und zeitlich) schlicht Geld zu sparen und Budgets einzuhalten. In diesem Zusammenhang ist der kleine Band von Christian Thomsen in Form, Format und Umfang eine zeitgemäße und willkommene Neuerscheinung.

Einzeln gesehen sind einige der Informationen nicht neu. Die Zusammenstellung und der Kontext bringen hier den erwünschten didaktischen Effekt. Akronyme, wie sie im angelsächsischen Medizinbetrieb gerne angewendet werden, geben gerade dem Studenten und Berufsanfänger Sicherheit. Der Hauptteil wird durch instruktive Strichzeichnungen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren, bestritten, welche die einzelnen Untersuchungshandgriffe gut verständlich abbilden. So kommen insgesamt mehr als 110 Handgriffe zusammen, von der Inspektion und äußerlicher Untersuchung über Mundhöhle, Kopf und Hals, Thorax und Abdomen, Extremitäten bis hin zur rektalen Untersuchung. Verständlicherweise ist der Schwerpunkt in der internistischen Vorgehensweise zu sehen, welche in der Tradition natürlich auch neurologische Grundfertigkeiten einschließt.

Der Ablauf von Anamnese und körperlicher Untersuchung versucht einen standardisierten Ablauf vorzugeben, was grundsätzlich sehr zu begrüßen ist. Er entspricht der quasi kanonischen Abfolge, wie sie wiederum in der angelsächsischen Ausbildung gang und gäbe ist. Durch so eine hoch standardisierte Matrix erlangt gerade der Ungeübte schnell Sicherheit für den klinischen Alltag, wodurch intellektuelle Kapazitäten für das Besondere des „Falls“ frei werden.

Das Büchlein passt gut in die Kitteltasche. Es ist all denjenigen zu empfehlen, die sich zum PJ oder beim Berufseinstieg, insbesondere in der Inneren Medizin, einen ständigen Begleiter zulegen möchten. Es steht außer Frage, dass eine subtile Anamnese und gründliche körperliche Untersuchung in Zukunft wieder die Bedeutung bekommen werden, die sie früher schon einmal hatten – und die ihnen zweifelsohne auch zustehen. J.-Matthias Löhr

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