ArchivDeutsches Ärzteblatt43/2008Medizingeschichte: Allgemeinverständlich

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Medizingeschichte: Allgemeinverständlich

Jütte, Robert

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Dominik Groß, Hans Joachim Winckelmann (Hrsg.): Medizin im 20. Jahrhundert. Fortschritte und Grenzen der Heilkunde seit 1900. Reihe Ärztliche Praxis Edition. Reed Business Information GmbH, München, 2008, 344 Seiten, gebunden, 29,90 Euro
Dominik Groß, Hans Joachim Winckelmann (Hrsg.): Medizin im 20. Jahrhundert. Fortschritte und Grenzen der Heilkunde seit 1900. Reihe Ärztliche Praxis Edition. Reed Business Information GmbH, München, 2008, 344 Seiten, gebunden, 29,90 Euro
Das Handbuch der Neurologie, das zwischen 1911 und 1914 erschien, umfasste 6 000 Seiten. 60 Autoren waren daran beteiligt. Das Handbook of Clinical Neurology (1968–2002) zählt 46 000 Seiten. Die Verfasserliste ist mit 2 799 Namen schon fast ein eigenes Werk. Dieses Beispiel zeigt, wie das medizinische Fachwissen in den letzten 100 Jahren explodiert ist. Insofern überrascht es auch nicht, dass die Medizingeschichtsschreibung bisher vor einer Gesamtdarstellung der Medizin des 20. Jahrhunderts zurückgeschreckt ist, wenngleich für Teilgebiete durchaus brauchbare Überblickswerke vorliegen.

Daher ist eine Neuerscheinung zu begrüßen, die sich zum Ziel gesetzt hat, „einen allgemeinverständlichen Überblick über die Medizin“ zu geben, der vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht. Wenn man bedenkt, dass in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften derzeit 153 wissenschaftliche Fachgesellschaften aus allen Bereichen der Medizin zusammengeschlossen sind, können nicht alle Fachgebiete gleichermaßen berücksichtigt werden. Über die Auswahl lässt sich sicherlich streiten. Aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der als Einstieg gewählte Überblick über die Entwicklung der Bakteriologie gut gewählt ist. Natürlich dürfen auch so wichtige Disziplinen wie die Chirurgie und die Innere Medizin nicht fehlen. Andere Fachgebiete kommen zum Teil in den übergreifenden Kapiteln (zum Beispiel über Pharmakotherapie, neue diagnostische und therapeutische Methoden) kurz vor.

Erfreulich ist, dass der Fokus nicht nur auf der Geschichte des medizinischen Fortschritts liegt, sondern dass auch die „sozialen Dimensionen“ der Heilkunde in sechs Kapiteln Berücksichtigung finden. Der einzige Wermutstropfen dieses hilfreichen Kompendiums ist, dass die im 20. Jahrhundert an Bedeutung zunehmende Komplementärmedizin nicht einmal mit einem Wort erwähnt wird. Robert Jütte

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