ArchivDeutsches Ärzteblatt43/2008Sublinguale Immuntherapie: Neue 5-Gräser-Tablette eingeführt

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Sublinguale Immuntherapie: Neue 5-Gräser-Tablette eingeführt

Bischoff, Angelika

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LNSLNS Die Standarddosierung von 300 IR ist auch zur Hyposensibilisierung von Roggenpollen-Allergien geeignet.

Dem Immunsystem beibringen, dass es sich geirrt hat, ist die Aufgabe der spezifischen Immuntherapie, wie Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier (Berlin) erklärte. Die klassische Form der subkutanen Hyposensibilisierung ist allerdings komplex. Sie erfordert die Herstellung individualisierter Allergenmischungen und ein häufiges Erscheinen des Patienten in der Praxis über einen längeren Zeitraum hinweg. Einfacher geht es mit der sublingualen Immuntherapie. Sie kann in der Praxis rasch aufdosiert werden. Anschließend führt der Patient die Therapie zu Hause selbst fort.

Kürzlich wurde eine neue 5-Gräser-Tablette (Oralair®) zur sublingualen Immuntherapie eingeführt. Enthalten ist eine standardisierte Mischung aus fünf in Europa häufigen Gräserarten. Gräserpollen sind morphologisch sehr ähnlich und kreuzreagieren miteinander, wie Priv.-Doz. Dr. Randolf Brehler (Münster) erklärte. Die meisten Allergiker seien deshalb polysensibilisiert. Für mehr als 80 Prozent der Sensibilisierungen sind Allergene der Gruppen 1 und 5 verantwortlich.

Der neue 5-Gräser-Mix enthält alle wichtigen Majorantigene der Gruppen 1 und 5 sowie Allergene, die auch in Roggenpollen vorkommen. Die Tablette wird einmal täglich ab vier Monate präsaisonal bis zum Ende der Pollensaison unter die Zunge ans Frenulum gelegt, wo die dendritischen Zellen sitzen, und löst sich dort innerhalb von zwei Minuten auf.

In einer europäischen Multicenterstudie mit 628 Patienten wurde die Wirkung der 5-Gräser-Tablette bei allergischer Rhinokonjunktivitis untersucht. Eingesetzt wurden drei verschiedene Dosierungen (100 IR, 300 IR, 500 IR). Die Aufdosierung erfolgte in den ersten drei Tagen. Die Daten von 569 Patienten konnten ausgewertet werden.

Die IgG4-Produktion nahm im ersten Jahr dosisabhängig zu, während sie sich in der Placebogruppe nicht veränderte. Der Symptomen-Score (RTSS = Rhinoconjunctivitis Total Symptom Score) verbesserte sich nur unter den beiden höheren Dosierungen signifikant – um 37 Prozent unter 300 IR und um 35,1 Prozent unter 500 IR. Gleichzeitig verbrauchten die Patienten dieser beiden Gruppen deutlich weniger symptomatische Medikamente und berichteten über eine gesteigerte Lebensqualität.

Lokale Nebeneffekte, wie oraler Juckreiz, Schleimhautschwellungen oder Irritiationen im Rachenbereich, traten unter 500 IR etwas häufiger als unter 300 IR auf. Da der klinische Effekt beider Dosierungen aber vergleichbar war, legte man sich auf 300 IR als Standarddosis fest. Für eine flexible Anpassung an die Pollensaison sind ein Startset mit drei Tabletten zu 100 IR zur Aufdosierung sowie Packungen mit 28, 90 und 30 Tabletten zu 300 IR verfügbar.
Dr. med. Angelika Bischoff

Einführungs-Pressekonferenz „Oralair® Gräser – Mehr als eine Grastablette“, Veranstalter Stallergenes GmbH, München

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