TECHNIK
Medica 2008 – 40 Jahre Medica: Innovationen aus 60 Ländern


Anders als in vielen anderen Branchen sind die Aussichten für den weltweiten Medizintechnik- und Medizinproduktemarkt nach wie vor gut: Bis zum Jahr 2015 prognostizieren die Experten hier ein jährliches Wachstum von rund zehn Prozent und einen Anstieg des Gesamtmarktvolumens von derzeit rund 190 Milliarden Euro auf circa 320 Milliarden Euro. Vor allem der asiatische Markt birgt ein großes Potenzial aufgrund einer steigenden Nachfrage aus Ländern wie China, Indien oder aus dem Mittleren Osten.
Die TV-basierte Kommunikationsplattform „Motiva“ wurde für die Betreuung chronisch
Kranker, wie etwa Herzinsuffizienzpatienten, entwickelt.
Foto: T-Systems
Von einer eher exotischen Technik hin zur Standardanwendung oder sogar zur Regelversorgung hat sich in den vergangenen Jahren die Telemedizin entwickelt. Zu den treibenden Kräften gehört die Kardiologie. Ein Beispiel ist die Betreuung von Patienten mit künstlichen Herzklappen.
Telemedizinische Betreuung
Von etwa 20 000 Menschen, die sich in Deutschland pro Jahr einem operativen Eingriff an den Herzklappen unterziehen, erhält die Hälfte eine mechanische Herzklappe aus Metall. Diese Patienten benötigen eine orale Antikoagulation. „Aber nur etwa 50 Prozent dieser Patienten sind annähernd gut eingestellt“, sagt Heinrich Körtke, Leiter des Instituts für angewandte Telemedizin (IFAT) am Herzzentrum Bad Oeynhausen. Die besten Resultate bei der oralen Antikoagulation gibt es, wenn die Patienten den Blutgerinnungsparameter INR selbst zu Hause messen und die Dosierung der gerinnungshemmenden Medikation in Eigenregie anpassen. Dieses sogenannte INR-Selbstmanagement traut sich aber nicht jeder zu. „Genau für diese Patienten ist unser Telemedizinangebot gedacht“, so Körtke. Zusammen mit dem Unternehmen Roche Diagnostics hat Körtke am IFAT die „TeleQin-Studie“ konzipiert, an der insgesamt 1 300 Patienten teilgenommen haben. Bei der Studie übermittelten jene Patienten, die telemedizinisch betreut wurden, ihre Messwerte über die Infrarotschnittstelle des Messgeräts von Roche an ein Handy. Von dort wurden die Daten automatisiert an das IFAT übertragen. Die Experten analysierten die Messwerte und meldeten sich beim Patienten und beim betreuenden Arzt, wenn es Handlungsbedarf gab. „Die telemedizinische Betreuung führte bei mehr als 80 Prozent der Patienten zu einer guten Einstellung der Gerinnung“, erläutert Körtke. Dies sei in etwa das Resultat, das auch mit dem Goldstandard erreicht werde, dem INR-Selbstmanagement.
Über die Plattform
„CareLink“
von Medtronic können
Daten aus verschiedenen
Implantaten,
wie CRT-DGeräten
für die kardiale
Resynchronisationstherapie
mit
integriertem Defibrillator
bei Herzinsuffizienzpatienten
oder implantierbare
Kardioverter-Defibrillatoren
(ICD) für
Arrhythmiepatienten,
ausgelesen und
übertragen werden.
Abbildung: Medtronic
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Das mobile, nicht invasive Messgerät
des neuseeländischen Unternehmens Pulsecor
(www.pulsecor.com) ermöglicht dem
Arzt eine akkurate und schnelle Bestimmung
der aortalen Steifigkeit und des zentralen
Blutdrucks. Die einfache Messung verschiedener
echokardiografischer Werte dauert
nur eine Minute. (Halle 17/A58)
Foto: Pulsecor
Telepathologie
Der Trend zur Spezialisierung und Nachwuchsprobleme stellen die Fachärzte für Pathologie vor erhebliche Probleme. Ein Beispiel ist die intraoperative Schnellschnittdiagnostik. So fallen beim Bronchialkarzinom während der Operation bis zu 15 Gewebeschnellschnitte an, um sicherzugehen, dass der Tumor ausreichend entfernt ist. Das Problem: Jedes Mal, wenn ein Schnellschnitt anliegt, steht der Operationsbetrieb still, bis ein Ergebnis vorliegt. Problematisch ist die Situation, wenn kein Pathologe vor Ort ist. Dann müssen die während der OP gewonnenen Gewebeproben mit Kurierdiensten zum nächsten Pathologie-labor transportiert werden. Das kostet viel wertvolle Zeit. „Lange Narkosen und lange Schnellschnittzeiten müssen vermieden werden“, bringt es der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Telepathologie im Helios-Konzern, Thomas Mairinger, auf den Punkt. Deshalb erhielt der Chefarzt vom Institut für Pathologie des Helios-Klinikums Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf den Auftrag, die Krankenhäuser des Konzerns an ein telemedizinisches Netzwerk anzuschließen. Diese Alternative zum zeit- und kostenaufwendigen Probentransport, die mikroskopische Ferndiagnostik, auch Telepathologie genannt, ist zwar kein vollkommen neues Konzept, sie wurde jedoch bisher nicht konsequent umgesetzt. Bei der Telepathologie präpariert ein chirurgischer Assistent die Gewebeprobe und legt sie unters Mikroskop, das ein entfernt sitzender Pathologe mittels Mausklick steuert und an einem Bildschirm untersucht. „Diese sogenannte virtuelle Mikroskopie wird die telepathologische Methode der Zukunft sein“, bewertet der Vorsitzende des Berufsverbands der Pathologen, Werner Schlake, das Verfahren. (Carl Zeiss GmbH: Halle 10/C59)
Dr. med. Arne Hillienhoff
Basisinfo
Zeit: 19. bis 22. November 2008
Ort: Düsseldorf, Messe
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10:00 bis 18:30 Uhr; Samstag 10:00 bis 17:00 Uhr
Internet: www.medica.de
Sonderschauen/Veranstaltungen
- Medica-Media: Forum für Gesundheitstelematik und medizinische Informationstechnologie (Programm unter www.medicamedia.de)
- Medica-Vision: Medizinische und medizintechnische Forschung, unter anderem mit den Themen innovative Bildgebung, Assistenzsysteme, schonendes Operieren und Implantate
- Karriereforum des Deutschen Ärzteblattes zum Arbeitsmarkt sowie zur Berufs- und Karriereplanung für Ärzte
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