ArchivDeutsches Ärzteblatt46/2008VDE-Positionspapier: Potenziale von Ambient Assisted Living

TECHNIK

VDE-Positionspapier: Potenziale von Ambient Assisted Living

Krüger-Brand, Heike E.

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LNSLNS Nach Einschätzung des VDE – Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik, Frankfurt/Main, – steht das Technologiefeld „Ambient Assisted Living“ (AAL) vor einem rasanten Wachstum mit großen Potenzialen für Deutschland. Denn mit dem demografischen Wandel in den Industrieländern steigt die Nachfrage nach intelligenten integrierten Assistenzsystemen, die vor allem alte und kranke Menschen unterstützen. Deutschland verfügt nach einer VDE-Studie weltweit über die höchste Innovationskraft in der Elektrotechnik, Medizintechnik und Automation. Aufgrund der guten Position bei IT-Systemen, der Mikrosystemtechnik und Robotik könnte Deutschland AAL zum Exportschlager machen. Darüber hinaus bergen Assistenzsysteme Potenziale in der häuslichen und ambulanten Pflege. Das sind Ergebnisse des VDE-Positionspapiers „Intelligente Assistenzsysteme im Dienst für eine reife Gesellschaft“ und einer Umfrage unter Fachexperten zur Umsetzung von AAL.

Die größten Anwendungsbereiche für AAL-Assistenzsysteme sind Haushalt und Gesundheit. Die künftigen Entwicklungen werden nach dem VDE-Positionspapier stark von der Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien angetrieben, vor allem von RFID (Radio Frequency Identification), Wireless LAN oder Power-Line, sowie durch die Integration von Sprache und Gestik und die Entwicklung neuer Dienstleistungen.

Dabei können vernetzte Hausgeräte zum Beispiel per Handy mobil bedient, überwacht und gewartet werden. Komplexe Anwendungsszenarien sind „Communities“, die für nicht so mobile Menschen im Internet der nächsten Generation die Integration in soziale Netze verbessern können. Erinnerungssysteme zur Medikamenteneinnahme, Sicherheits- und Notfallsysteme sowie Beratungs- und Informationsdienste sollen den Menschen mehr Selbstständigkeit, Komfort und Sicherheit geben.

Anhand von Modulen zeigt das Positionspapier, wie AAL konkret aussehen kann. So können individualisierte Sensorsysteme in der barrierefreien Wohnung Stürze von gefährdeten Personen rund um die Uhr erkennen und eine Notfallkette in Gang setzen, die Hausarzt, Angehörige und das nahe gelegene Geriatriezentrum informiert. Auch bei Demenz, der häufigsten Ursache für eine Heimunterbringung, sind intelligente Assistenzsysteme eine Chance für die Betroffenen, länger in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Mit Assistenzsystemen wie „mitdenkenden“ Elektroprodukten, Telemedizin oder Steuerungs- und Warnsystemen, lassen sich die Kosten deutlich verringern.

Die VDE-Experten empfehlen unter anderem, ein Netzwerk aufzubauen, das technische und nutzerbezogene Forschung, Industrie, Dienstleister und Anwender verbindet. Außerdem schlägt der VDE vor, eine Referate und Ministerien übergreifende koordinierende Stelle einzurichten, um Förderungen auf Relevanz zu prüfen. Um nachhaltige Lösungen zu ermöglichen, sollte auch das häusliche Umfeld als Gesundheits- und Pflegestandort gefördert werden – etwa über die Sozialversicherungssysteme oder eine finanzielle Unterstützung für Umbauten.

Innerhalb des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU wird die AAL-Technologie von 23 Ländern über sechs Jahre hinweg jährlich mit circa 35 Millionen Euro gefördert, wobei die EU die Gelder auf rund 57 Millionen Euro pro Jahr aufstockt. Das Bundesforschungsministerium hat außerdem ein eigenes Förderprogramm aufgelegt. KBr


VDE-Positionspapier im Internet:
www.aerzteblatt.de/plus4608

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