ArchivDeutsches Ärzteblatt47/2008Gendiagnostik: Lebensfeindlich und naturfremd
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Solange Menschen sterblich sind, bedeutet die Verhinderung einer Krankheit eben nicht die Verhinderung von Krankheit überhaupt, sondern nur, dass man stattdessen an etwas anderem stirbt. Wozu brauchen wir also eine Gentechnologie? Die moderne symptomorientierte Medizin hat trotz eines gewaltigen technischen Aufwands längst ihre Unfähigkeit bewiesen, den Menschen grundlegend zu heilen . . . Auch die Gentechnologie kann daran nichts ändern, da sie ebenfalls nicht nach den Ursachen gentechnisch manipulierbarer Defekte fragt, sondern an den äußerlich erkennbaren Symptomen herumkuriert. Derartig willkürliche Eingriffe in hochkomplexe Wirkungsmechanismen ohne Kenntnis aller Zusammenhänge sind nicht gesetzmäßig und daher lebensfeindlich und naturfremd. Wahrer Fortschritt wäre es, wenn wir die Natur nicht mehr als unerschöpflichen Supermarkt betrachten würden, den wir straflos wie Barbaren plündern können, sondern sie als lebensnotwendigen Teil unserer selbst, als Lebensbasis und -quelle erkennen und lieben lernten. Die Lebensqualität des Menschen mit Gentechnologie verbessern zu wollen, erscheint dagegen so utopisch wie die Behauptung, mit Atomwaffen Frieden schaffen zu können.
Dr. Dr. Peter Hawe, Schlehdornweg 51, 69469 Weinheim

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