POLITIK
Arzneimittelservice: KBV stellt Infos online


Künftig sollen sich Ärztinnen und Ärzte schneller und einfacher über aktuelle Entwicklungen im Arzneimittelbereich informieren können. Dafür hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein neues Informationsportal online gestellt. Es soll Fragen zu Medikamenten, zum Verordnungsverhalten der Ärzte und zu rechtlichen Regelungen beantworten. „Mit diesem Onlineangebot wollen wir Vertragsärzten eine Hilfe an die Hand geben, mit der sie sich besser und neutral im Dschungel von sozialrechtlichen Vorschriften und gezielter Einflussnahme insbesondere durch die Pharmaindustrie informieren können“, betonte KBV-Vorstand Dr. med. Carl-Heinz Müller bei der Vorstellung des neuen Arzneimittel-Infoservices (AIS) in Berlin.
Ergänzung zu Praxissoftware
In Deutschland sind knapp 60 000 unterschiedliche Arzneimittel zugelassen. Rund 2 500 davon sind frei verkäuflich, etwa 19 000 sind apothekenpflichtig, und mehr als 37 000 sind verschreibungspflichtig. Insgesamt müssen sich Ärztinnen und Ärzte über rund 10 000 verschiedene Wirkstoffe auf dem Laufenden halten. „Natürlich muss nicht jeder Arzt alles über alle Wirkstoffe und Arzneimittel wissen. Je nach Fachgruppe wird nur ein Teil der verfügbaren Arzneimittel für die Patienten infrage kommen. Aber auch ein Teil ist noch viel. Vor allem Hausärzte stellt das vor große Herausforderungen“, sagte Müller. Der AIS solle Ärzten bei ihrem Verordnungsmanagement helfen. Die Seiten enthielten zudem Analysen zur aktuellen Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln und zu Verordnungshäufigkeiten bei bestimmten Krankheitsbildern.
In der Rubrik „Arzneimittel Aktuell“ sind neue Arzneimittelinformationen abrufbar. Die Publikation „Wirkstoff Aktuell“ gibt Ärzten wirkstoffbezogene Empfehlungen zu therapeutischem Nutzen und Hinweise zu Preisen von Therapien.
Die KBV stellt die Informationen gemeinsam mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft auf der Basis von Studien und Leitlinien zusammen. Die Nutzer finden auf der Website auch Informationen pharmazeutischer Unternehmen zur Arzneimittelsicherheit. Darüber hinaus leiten auf Wunsch Weblinks die Nutzer zur Arzneimittelrichtlinie und zur Schutzimpfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses weiter.
Müller stellte klar, man wolle mit dem Onlineangebot nicht die Praxissoftware ersetzen. Diese müsse aber absolut manipulationsfrei sein und dürfe den Arzt in seiner Medikamentenauswahl nicht unzulässig beeinflussen. Um dies sicherzustellen, müssten die Programme seit diesem Jahr von der KBV zertifiziert werden. Die Zertifizierung der Praxissoftware und der neue Arzneimittel-Infoservice trügen zu einem verantwortungsvollen Verordnungsmanagement bei, so Müller.
Die KBV kündigte an, sämtliche Inhalte des AIS ständig zu aktualisieren. Von der zweiten Jahreshälfte 2009 an will sie den Vertragsärzten in einem geschützten Bereich unabhängige zertifizierte Onlinefortbildungen anbieten. Ärzte können sich dann über die Möglichkeiten und Anwendungsgebiete neuer Wirkstoffe informieren, ihr neues Wissen testen und hierfür Fortbildungspunkte sammeln.
Der AIS ist über die Homepage der KBV unter www.kbv.de/ais/ oder www.ais.kbv.de erreichbar.
Samir Rabbata
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