ArchivDeutsches Ärzteblatt50/2008Internetnutzung zu Gesundheitsfragen (E-Health-Trends 2005–2007): Kontinuierlicher Anstieg

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Internetnutzung zu Gesundheitsfragen (E-Health-Trends 2005–2007): Kontinuierlicher Anstieg

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LNSLNS Nach einer europäischen Studie sind interaktive medizinische Onlinedienste gefragt.

Die Internetnutzung zu Gesundheitsfragen stieg in Deutschland zwischen 2005 und 2007 von 44 auf 57 Prozent. Fast jeder dritte Deutsche (32 Prozent) nutzte das Internet im Jahr 2007 mindestens einmal monatlich zur Recherche sowie zur Onlinekommunikation mit Gleichgesinnten oder Gesundheitsversorgern (2005 lag dieser Anteil noch bei 23 Prozent). Dementsprechend betrachten derzeit auch mehr als 37 Prozent der Deutschen das Internet als wichtiges Informations- und Kommunikationsmedium im Kontext ihrer Gesundheitsversorgung.

Obwohl in Bayern der Anteil der Internetnutzer deutschlandweit am höchsten lag, war die regelmäßige Internetnutzung zu Gesundheitsfragen deutlich niedriger als in den übrigen Bundesländern (24 Prozent gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt von 32 Prozent). In Bayern verwendet unter den regelmäßigen Internetnutzern (mindestens einmal monatlich) nur etwa jeder Dritte das Internet auch bei Gesundheitsfragen – in allen anderen Bundesländern lag dieser Anteil über 50 Prozent.*

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Internetnutzung zu Gesundheitsfragen an dritter Stelle (Grafik). In den sieben an der Studie beteiligten Ländern (Deutschland, Norwegen, Dänemark, Polen, Litauen, Portugal, Griechenland) ergab die repräsentative telefonische Befragung von 14 956 Personen dabei einen signifikanten Anstieg der Internetnutzung von 42 Prozent (2005) auf 52 Prozent (2007). Die stärksten Internetnutzer sind die Dänen mit 72 Prozent der Bevölkerung vor Norwegen mit 68 Prozent. In Südeuropa liegen die vergleichbaren Werte noch bei 38 Prozent (Portugal) und 32 Prozent (Griechenland), wobei in diesen Ländern seit der ersten Befragung im Jahr 2005 der prozentual stärkste Anstieg (um 27 beziehungsweise 39 Prozent) zu verzeichnen war.

Während die Bedeutung der traditionellen Medien bei der Suche nach Gesundheitsinformationen konstant blieb beziehungsweise zurückging, nahm der Stellenwert des Internets in den letzten zwei Jahren signifikant zu und stieg europaweit um sieben Prozent auf 47 Prozent der Bevölkerung, die das Internet als wichtiges Medium in diesem Bereich bezeichneten. Etwa 23 Prozent der europäischen Bevölkerung verwenden das Internet nicht nur zum Recherchieren und Lesen gesundheitsbezogener Informationen, sondern nutzen es auch für interaktive Dienste.

Bemerkenswert war, neben dem starken Anstieg der elektronischen Kommunikation mit Gesundheitsversorgern in Dänemark, vor allem die deutliche Zunahme des Onlinekaufs von Arzneimitteln in Deutschland (Anstieg um sechs Prozent auf 18 Prozent der Bevölkerung in 2007).

Die Ärzte müssten sich darauf einstellen, dass die Zahl der „informierten und mündigen Bürger“, die sich über ihre Gesundheitsproblemen im Internet informieren, bevor sie einen Arzt aufsuchen, kontinuierlich wächst, so lautet das Fazit der Studie. Auch weitergehende Internetdienste, wie der Onlinekauf von Arzneimitteln und anderen Medizinprodukten sowie die E-Mail-Kommunikation mit Ärzten, werden künftig immer wichtiger.

Dies sind die Ergebnisse einer EU-geförderten dreijährigen Studie, an der das Erlanger Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie gemeinsam mit sechs europäischen Partnern teilnahm. Die Ergebnisse beruhen auf zwei telefonischen Befragungen von jeweils mindestens 1 000 Personen in jedem Partnerland im Herbst 2005 und Frühjahr 2007. EB

Informationen: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, Lehrstuhl für Medizinische Informatik, Universität Erlangen-Nürnberg, Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen, E-Mail: ulli.prokosch@imi.med.uni-erlangen.de

Literatur im Internet:
www.imi.med.uni-erlangen.de/forschung/e_health.htm; www.telemed.no/index.php?id=275869
*Publikation der auf Deutschland bezogenen Ergebnisse im Onlinejournal German Medical Science: „Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie 2008, Vol. 4(2)“. www.egms.de/de/ journals/mibe/2008-4/mibe000065.shtml
Publikation der europaweiten Ergebnisse:
Kummervold PE, Chronaki C, Lausen B, Prokosch HU, Rasmussen J, Santana S, Staniszewski A, Wangberg SC: eHealth Trends in Europe 2005–2007: A Population-Based Survey. J Med Internet Res 2008 (Nov 17); 10(4):e42. www.jmir.org/2008/4/e42/HTML

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