ArchivDeutsches Ärzteblatt50/2008Antonio Máro: Kunst kennt bei ihm keine Grenzen

KULTUR

Antonio Máro: Kunst kennt bei ihm keine Grenzen

Zylka-Menhorn, Vera

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Foto: Michael Oehler
Foto: Michael Oehler
Der gebürtige Peruaner, der in Deutschland Medizin studierte und als Gynäkologe arbeitete, ist ein Wanderer zwischen den Kulturen Lateinamerikas und Europas. Die vielfältigen Arbeiten des Multitalents finden internationale Anerkennung.

Als sich die Tür einer Jugendstilvilla im belgischen Hauset nahe der Grenze zu Deutschland öffnet, blitzen mir strahlende, warmherzige Augen entgegen. Die volle Haarpracht, die Vitalität und die geschmeidigen Bewegungen von Antonio Máro, der 1928 als Apollo Ramirez in Peru zur Welt kam, lassen nicht erahnen, dass dieser „jugendliche“ Mann bereits seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Nach wenigen Minuten des Gesprächs besteht kein Zweifel: Antonio Máro ist in vielerlei Beziehungen eine Ausnahmepersönlichkeit – wobei drei „M“ sein Leben bestimmen: Medizin, Malerei und Musik (er spielt hervorragend Klavier).

Schon als Kind malte er Stunden über Stunden und versank in eine imaginäre Welt. Seine mythischen Quellen liegen in seiner Heimat Peru, deren präkolumbianisches Erbe den geistigen Ursprung seines Schaffens bildet. Sein erster Lehrer war der bekannte Künstler Ricardo Grau, ein gebürtiger Belgier, der als Direktor an die Kunstakademie von Lima berufen wurde.

Bis zum 19. Januar 2009 sind Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen von Antonio Máro in Köln zu besichtigen in der Galerie Reitz, St.-Apern-Straße 42–46, 50667 Köln. Internet: www. galeriereitz. com Foto: Katalog
Bis zum 19. Januar 2009 sind Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen von Antonio Máro in Köln zu besichtigen in der Galerie Reitz, St.-Apern-Straße 42–46, 50667 Köln. Internet: www. galeriereitz. com Foto: Katalog
1950 kam Máro nach Deutschland, um Medizin zu studieren und sich dann als Facharzt für Gynäkologie ausbilden zu lassen. Diese „bürgerliche Existenz“ war die materielle Basis für seine Familie, die kürzlich verstorbene Frau Susanna und die vier Söhne. Doch die Leidenschaft des Malens ließ ihn nicht los. „Nächtelang“ habe er gemalt, um sich mit der dort gewonnenen Kraft wieder den Patienten zu widmen. Für Máro war diese Kombination von Kunst und Medizin eine wunderbare Symbiose, bis es zu einer folgenschweren Begegnung mit Willy Baumeister kommen sollte. In diesem berühmten Künstler fand Máro den Lehrmeister und Wegweiser für seine künstlerische Zukunft, in der sich Abstraktion und figurative Elemente begegnen. Unter Baumeisters Einfluss wechselte Máro in den 70er-Jahren schließlich das Metier.

Mithilfe seiner sehr eigenwilligen Contraplano-Technik und der Integration von Metallfarben, mit der Máro die Palette der konventionellen Farben ausweitete, entwickelte sich seine unverwechselbare Handschrift, die ihm internationale Anerkennung sicherte. Stationen seiner Künstlerlaufbahn sind zahlreiche internationale Einzelausstellungen in Museen und Kulturinstituten sowie die Teilnahmen an Biennalen und Kunstmessen.

Seine Werke sind Zeugen der Verschmelzung zweier Kulturtraditionen. Über allen seinen Bilder jedoch schwebt der feine Hauch seiner tief verwurzelten Erfahrungen mit den monumentalen Farbräumen und atmosphärischen Verschichtungen seiner Heimat. Es ist die Wüste Nordperus – wo sich die Luft bei mehr als 50 Grad Celsius verflüssigt, alles Sichtbare in metallischen Vibrationen und Hitzeschlieren löst, gehalten nur von harten Schattenkeilen – und wo Sagen und Mythen als lebendige Wahrheiten aus dem Urgedächtnis auftauchen, um sich in Form von Vogelköpfen, Torsi, Totems oder als menschenähnliche Profile zu manifestieren.

Máro wurde zu einem der großen Wanderer zwischen den Kulturen Lateinamerikas und Europas. Auch technisch kennt die Kunst bei ihm keine Grenzen. Neben der Malerei widmet er sich Originalfarbradierungen, Lithografien und Skulpturen in verschiedenen Materialien wie Holz, Edelstahl, Bronze, Keramik und Glas. Seine Glasbilder und -skulpturen nennt er „chromatische Glasobjekte“. Máro wurde mit diversen Kulturpreisen ausgezeichnet, unter anderem durch die Smithsonian Institution in Washington DC, die Regierung des Fürstentums von Monaco sowie die Städte Bordeaux, Rom und Aachen. Seit 1988 ist er Mitglied der „Académie Européenne des Arts et des Sciences“ und seit 1989 „Fellow of the World Academy of Arts and Sciences“.
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

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