

Ein zentrales Ergebnis dieser Metaanalysen ist, dass sich bei den beiden untersuchten Studiengruppen, und zwar Flugpersonal und Schichtpersonal, eine statistisch signifikante Risikoerhöhung für Krebs zeigt. „Auch wenn“, wie Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Erren betont, „die Erhöhung des Risikos nicht zu vergleichen ist mit beispielsweise der Risikoerhöhung beim Rauchen.“ Dort kann sich das Risiko, einen Lungenkrebs zu entwickeln, um das Zehn- bis 20-fache vergrößern. Bei Flugpersonal stellte sich ein um 70 Prozent höheres Brustkrebsrisiko heraus, für Prostatakrebs stieg das Risiko um 40 Prozent. „Ähnliche Ergebnisse erhielten wir bei Schichtpersonal“, erklärt Erren.
Die Kölner Wissenschaftler interessieren sich vor allem für den Zusammenhang zwischen externen Zeitgebern, insbesondere dem Licht, und der Möglichkeit, an Krebs zu erkranken. Forschungsergebnisse in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass jenseits der Zapfen und Stäbchen in den Augen weitere Rezeptoren existieren, die offensichtlich über den Außenreiz Licht einen starken Einfluss auf die Produktion von Melatonin ausüben. Die Wissenschaftler vermuten, dass veränderte Spiegel dieses Dunkelheitshormons das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen können.
Dass Licht eine zentrale Rolle bei der Krebsentwicklung spielen kann, erscheint vielen Wissenschaftlern plausibel. Für Thomas Erren ein ausreichender Grund dafür, etwa in der Arbeitswelt bereits heute Änderungen einzuführen: „Das heißt, ungeachtet der gesicherten Ursachenkette, die wir momentan noch nicht kennen, gibt es auf jeden Fall einen Faktor, den wir bereits jetzt beeinflussen können: Licht.“ Daher schlägt er vor, die Licht-Dunkel-Verhältnisse für Schichtarbeiter dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus anzunähern, um die innere Uhr schneller auf Nachtarbeit umzustellen. Das könnte einer vermuteten Bildung von Krebs möglicherweise vorbeugen. Die Unternehmen sollten aus einem weiterem Grund dafür sein: „Aus anderen Studien wissen wir, dass sich eine höhere Lichtintensität während der Nachtarbeit auch steigernd auf die Produktivität auswirkt“, so Thomas Erren. EB
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.