

Bereits Säuglinge und Kleinkinder können auf traumatische Ereignisse reagieren und in der Folge eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Bis zu 30 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder sind aktuell aufgrund von Brandverletzungen, Gasexplosionen, Verkehrsunfällen, medizinischen Prozeduren oder häuslicher Gewalt traumatisiert und zeigen Symptome wie Wiedererleben, Vermeidungsverhalten und Übererregung. Aufgrund der altersspezifischen Symptomausprägung und der eingeschränkten kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten war es bisher jedoch fast unmöglich, eine valide PTBS-Diagnose zu erstellen. US-amerikanische Wissenschaftler haben jetzt ein Diagnoseinstrument entwickelt, das den speziellen Anforderungen der Patientengruppe gerecht wird. Das PTBS-semistrukturierte Interview mit Beobachtungsbogen für Säuglinge und Kleinkinder (PTSDSSI) wird mit den primären Bezugspersonen geführt und kann bereits ab einem Alter von wenigen Wochen eingesetzt werden. Das Interview gibt es mittlerweile auch in deutscher Übersetzung. Weitere Instrumente sind: Preschool Age Psychiatric Assessment (PAPA), PTSD Symptoms in Preschool Children (PTSD-PAC), Trauma Symptom Checklist for Young Children (TSCYC). Zur Therapie liegen einige standardisierte Verfahren vor, mit denen verschiedene und spezielle Traumata wie häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch behandelt werden können. ms
Graf A, Irblich D, Landolt M: Posttraumatische Belastungsstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Quelle: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 2008; 57(4): 247–63.
PD Dr. Markus Landolt, Universitäts-Kinderkliniken Zürich, Abteilung Psychosomatik und Psychiatrie, Steinwiesstraße 75, CH-8032 Zürich,
E-Mail: markus.landolt@kispi.uzh.ch
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