

Der zweite Band (spezielle Psychiatrie) trägt mit hoher Informationsdichte auf beachtlichem Niveau das aktuelle Wissen zu den einzelnen psychischen Störungen zusammen. Ein Novum der dritten Auflage ist die Einarbeitung von Evidenzgraduierungen bei den therapiebezogenen Informationen. Es irritiert, dass bereits im allgemeinen Teil zahlreiche störungsspezifische Befunde referiert werden, die besser im speziellen Teil aufgehoben wären und dort teilweise wiederholt werden.
Die Redundanzen und Überschneidungen zwischen allgemeinem und speziellem Teil zeigen die Schwierigkeiten der Herausgeber, die 82 Kapitel aus der Feder von 100 Autoren inhaltlich abzugleichen und sorgfältig aufeinander abzustimmen. Das ambitionierte Opus magnum hätte von einer stringenteren Koordination und der einen oder anderen sinnvollen Kürzung profitieren können. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen.
Die teilweise disparaten Einzelbefunde der neurobiologischen Korrelateforschung nehmen breiten Raum ein. Man erfährt eine Fülle von molekularen Details, deren pathogenetische und therapeutische Relevanz durch weitere Forschung erst noch zu evaluieren ist. Vergebens sucht man auf den fast 2 500 Seiten ein eigenes Kapitel zu ethischen Fragen und Problemen der Psychiatrie. Das ist bezeichnend und bedenklich zugleich. Jürgen Brunner
Hans-Jürgen Möller, Gerd Laux, Hans-Peter Kapfhammer (Hrsg.): Psychiatrie und Psychotherapie. Band 1: Allgemeine Psychiatrie. Band 2: Spezielle Psychiatrie. 3. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2008, 2458 Seiten, 2 Bände, gebunden, 199,95 Euro
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