MEDIZIN: Diskussion
Primäre Osteoporose – leitliniengerechte Diagnostik und Therapie: Im Individualfall unzuverlässig
The Diagnosis and Treatment of Primary Osteoporosis According to Current Guidelines: Unreliable in the Individual Case


Schlanke oder anorektische Individuen haben in DXA-Messungen oft ein hohes „Frakturrisiko“, während mittels quantitativer Computertomografie (QCT) am gleichen Wirbelkörper eine normale Bruchfestigkeit evident ist. Der T-Score ist deshalb zur Therapieentscheidung bedenklich. Auch durch eine noch so überwältigende Datenlage kann dies mit dem Hinweis auf den hohen „Evidenzgrad“ nicht relativiert werden, weil ja die Evidenzbasis bereits irreführend angelegt und interpretiert wurde.
Die Industrie hat in den vergangenen 20 Jahren fast ausschließlich DXA zur Evaluierung ihrer Osteoporosemittel einsetzen lassen. Die Methode ist für große Stichprobenumfänge zweifellos repräsentativ und valide, im Individualfall aber unzuverlässig. Dies wird nur zum Teil durch die DVO-Leitlinien berücksichtigt, wenn die Methodik dementsprechend eingesetzt wird und der Anwender versteckte individuelle Messfehler erkennen kann. Beim Diabetes mellitus wäre ein Gerät zur Messung des Glukosespiegels mit einer vergleichbar großen Fehlerbreite auffällig gefährlich.
DOI: 10.3238/arztebl.2009.0039b
Prof. Dr. med. Dipl.-Min. Peter Schneider
Universitätsklinikum
Klinik und Polokilinik für Nuklearmedizin
Josef-Schneider-Straße 2
97080 Würzburg
Interessenkonflikt
Der Autor ist Mitglied der Organisation „Reko“ (Regionaler Expertenkreis Osteoporose).
1.
Frost HM, Schneider P, Schneider R: Osteoporosis a disease requiring treatment or osteopenia a physiologic state? – Behandlungsbedürftige Osteoporose oder physiologische Osteopenie? – WHO Definition im Gegensatz zum Utah Paradigma. Dtsch Med Wochenschr 2002; 127: 2570–4 MEDLINE
2.
Schneider P, Reiners Chr: Quantitative Bestimmung der Knochenmasse: heutiger Stand und Fallstricke der Methoden. Med Welt 1998; 49: 157–63.
3.
Dequeker J: Bone densitometry is not a good predictor of hip fracture. BMJ 2001; 323: 795–9. MEDLINE
1. | Frost HM, Schneider P, Schneider R: Osteoporosis a disease requiring treatment or osteopenia a physiologic state? – Behandlungsbedürftige Osteoporose oder physiologische Osteopenie? – WHO Definition im Gegensatz zum Utah Paradigma. Dtsch Med Wochenschr 2002; 127: 2570–4 MEDLINE |
2. | Schneider P, Reiners Chr: Quantitative Bestimmung der Knochenmasse: heutiger Stand und Fallstricke der Methoden. Med Welt 1998; 49: 157–63. |
3. | Dequeker J: Bone densitometry is not a good predictor of hip fracture. BMJ 2001; 323: 795–9. MEDLINE |
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