

Klaus Harpprecht: Die Gräfin Marion Dönhoff.
Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg
2008, 589 Seiten, gebunden, 24,90 Euro
Ein bewegtes Leben: aristokratische Herkunft, aufgewachsen auf dem Familienschloss in Ostpreußen, Verwalterin der Landgüter der Familie, ausgedehnte Reisen, die sie schon in den 30er-Jahren in die USA, nach Afrika, durch Russland und nach Persien führen. Etwa die Hälfte der Biografie ist Familiengeschichte der Dönhoffs vor dem Hintergrund der deutschen politischen Geschichte, umspannt also die Jahre bis zur Bonner Republik.
Marion Gräfin Dönhoff war eine Frau mit Überzeugungen: Obwohl sie sich bei Kriegsende infolge der politischen Entwicklungen zum Verlassen der Heimat genötigt sah und den Verlust der Familiengüter hinnehmen musste, setzte sie sich später als Publizistin kritisch mit den revisionistischen Strömungen in Deutschland auseinander und trat für die Verständigungspolitik der Regierung Brandt mit den polnischen Nachbarn und für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze ein.
Dem Autor, der alle privaten und offiziellen Briefwechsel der Gräfin Dönhoff einsehen konnte, ist eine facettenreiche Biografie der großen Journalistin gelungen, in der das politische Geschehen des 20. Jahrhunderts wieder lebendig wird. Er zeigt, was diese Frau antrieb und warum sie erfolgreich war. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass ein Buch von Harpprecht, der selbst viele Jahre als Journalist tätig war, stilistisch geschliffen und gut lesbar ist.
Ingbert Weber
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