MEDIZINREPORT
Influenza-Überwachung: Surveillance der Krankheitslast


sich an der Pilotphase zur elektronischen Erfassung von Diagnosecodes akuter respiratorischer Erkrankungen zu beteiligen.
Die jährliche Grippewelle verursacht eine hohe Krankheitslast in der Bevölkerung, die je nach Saison und zirkulierenden Virustypen Schwankungen unterliegt. Zur Abschätzung wichtiger Eckdaten der jeweiligen Epidemie – wie Beginn, regionale Verbreitung oder Inzidenz von Influenza-Erkrankungen – bildet die syndromische Surveillance akuter Atemwegserkrankungen (ARE) mit den Sentinel-Praxen der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) bereits seit Jahren die Grundlage.
Daten zur syndromischen Surveillance von Atemwegserkrankungen in Deutschland werden von den Sentinel-Ärztinnen und -Ärzten erhoben, die sich über ihre Arbeit im individualmedizinischen Bereich hinaus unentgeltlich für diesen bevölkerungsbezogenen Ansatz der Krankheitsüberwachung, -prävention und -kontrolle engagieren. Diese Praxen leisten zudem einen wichtigen Beitrag mit der Probennahme für die virologische Surveillance und stellen gemeinsam mit dieser und der gesetzlichen Meldepflicht seit Jahren das etablierte und international anerkannte Influenza-Surveillance-System in Deutschland dar.
Computergestützte Erfassung basiert auf Diagnosecodierung
Um die syndromische Surveillance in den nächsten Jahren weiter zu stärken, entwickelt das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit dem Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) als weitere Stütze ein innovatives, computerge-stütztes Erfassungssystem, das auf der Diagnosecodierung basiert. Der Vorteil dieses Sentinels zur elektronischen Erfassung von Diagnosecodes akuter respiratorischer Erkrankungen (SEEDARE) wird in der geringen Arbeitsbelastung für den Arzt und das Praxispersonal gesehen. Dadurch könnten die Zeitnähe und die Stabilität zum Beispiel auch während einer Pandemie gewährleistet werden. Da mit der zeitnahen Erfassung von Diagnosecodes aus Arztinformationssystemen Neuland betreten wird, muss in einer Entwicklungsphase die Vergleichbarkeit der erhobenen ICD-Codierung mit den AGI-Daten geprüft werden.
Das SEEDARE-System wird nach der Entwicklung geeigneter Analysetools und bei entsprechender hoher Teilnahmequote von Arztpraxen perspektivisch auch die regionale Ausbreitung der Influenza beobachten und die Krankheitslast der Bevölkerung einschätzen können.
Das Computermodul, das ein vom Arzt autorisiertes Registrieren von Daten aus dem Arztinformationssystemen gestattet, ist zurzeit für Albis, Medistar, Turbomed, Compumed M1 und David X implementiert. Dieses Zusatzmodul erfasst fallbasiert anonymisierte Daten von Patienten, für die der Arzt eine Diagnose aus der ICD-Gruppe J00 bis J22 gestellt hat. Die Datensätze erhalten eine zufallsgenerierte, eindeutige Patienten-ID, eine Re-Identifizierung ist damit nicht mehr möglich.
Für jeden Patienten werden Alter, Geschlecht, Konsultationsdatum und ICD-Code der J-Gruppe erhoben. Zusätzlich werden Angaben, ob eine Arbeitsunfähigkeit vorlag, eine Krankenhauseinweisung erfolgte oder der Patient in derselben Praxis eine Grippeschutzimpfung erhalten hatte, in die verschlüsselte Datei übermittelt sowie die Anzahl aller Patienten, die sich an einem Tag in der Praxis vorgestellt haben, nach Altersgruppen aufgezeichnet.
Zur Datenübermittlung an das RKI wird nach einmaliger Anmeldung lediglich ein Menü aufgerufen und dann automatisch eine verschlüsselte Datei generiert, die als Anhang einer E-Mail einmal wöchentlich an das RKI gesendet wird. Die ankommenden Daten werden im RKI automatisch entschlüsselt und in eine Datenbank übernommen. SEEDARE wurde datenschutzrechtlich sowohl vom Hessischen Datenschutzbeauftragten als auch von der Bundesbehörde für Datenschutz genehmigt.
Teilnehmende Zentren erhalten Auswertungen
Alle hausärztlich tätigen und pädiatrischen Praxen mit entsprechenden Arztinformationssystemen sind herzlich eingeladen, sich an der Entwicklung von SEEDARE zu beteiligen und/oder an der AGI teilzunehmen (http://influenza.rki.de). Die entsprechenden Praxen werden Auswertungen zu den gemeldeten Daten und Berichte zum Fortschritt von SEEDARE erhalten. Niedergelassene Ärzte, die sich an diesem Sentinel beteiligen möchten, melden sich bitte bei:
- seed.are@hlpug.hessen.de für das Bundesland Hessen und bei
- seed.are@rki.de für die anderen Bundesländer.
Dr. rer. nat. Karla Köpke
Robert Koch-Institut (RKI),
Abteilung für Infektionsepidemiologie, Fachgebiet für respiratorisch übertragbare Erkrankungen, Seestraße 10, 13 353 Berlin
E-Mail: koepkek@rki.de
Mitarbeit:
Dr. med. vet. Silke Buda, Priv.-Doz. Dr. med. Walter Haas (RKI), Dr. agr. Helmut Uphoff, Dr. med. Steffen Geis (Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen)
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