

Roland Schiffter:
„. . . ich habe immer
klüger gehandelt . . .
als die philisterhaften
Ärzte . . .“ Romantische
Medizin im Alltag der
Bettina von Arnim – und
anderswo. Königshausen
& Neumann, Würzburg
2006, 180 Seiten,
kartoniert, 18 Euro
Doch stattdessen dilettiert der Autor fröhlich vor sich hin. Munter werden retrospektive Diagnosen gestellt, auch wenn die Informationen über eine Erkrankung noch so spärlich sind. Dabei hätte es schon genügt, historische Krankheitsbezeichnungen richtig zu deuten. So spricht Bettina von Arnim, deren Krankheits- und Gesundheitsverhalten hier mit den Vorstellungen der sogenannten „Romantischen Medizin“ in Verbindung gebracht wird, an einer Stelle von den „Gichtern der kleinen Kinder“. Schiffter sieht darin einen Hinweis auf epileptische Anfälle. Doch gemeint ist, wie auch die vielen Einträge in den damaligen Sterberegistern belegen, die Eclampsia symptomatica infantium – oder wie es in einer zeitgenössischen Quelle heißt: „wenn die Kinder die unnatürlich Hitz überlauft und Bauchweh haben“. Und wenn man dann noch alle Arbeiten zur Geschichte der Homöopathie und der romantischen Medizin der letzten Jahrzehnte ignoriert, dann ist an das Diktum des verstorbenen Mainzer Medizinhistorikers Walter Artelt aus dem Jahr 1949 zu erinnern: „Derartige Produkte nützen der Fachwissenschaft nicht nur nicht, sie erschweren ihr vielmehr die Arbeit.“ Robert Jütte
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.