

Wissenschaftler aus Marburg untersuchten die Coping-Strategien von Übergewichtigen. Sie baten 98 Übergewichtige, eine typische Situation in den vergangenen sechs Monaten zu beschreiben, in denen sie sich ihres Übergewichts besonders bewusst waren. Außerdem sollten sie ihre Reaktion schildern. Die Befragten wurden am meisten auf ihr Gewicht aufmerksam durch Blicke und Kommentare anderer Leute, durch ihren Anblick im Spiegel und beim Kleiderkauf. Auch Atemschwierigkeiten, Probleme bei bestimmten Bewegungen und Sport machten ihnen ihr Übergewicht bewusst. Befragte, die sich wegen ihres Übergewichts schämten, neigten zu depressiven Symptomen, Vermeidung, Rückzug und Selbstkritik. Sie blieben passiv auf ihre Probleme fixiert, statt Veränderungen zu planen. Befragte, die anstelle von Scham eher Schuldgefühle empfanden, tendierten ebenfalls zur Selbstkritik und zum Rückzug. Sie waren aber auch in der Lage, ihre Probleme aktiv in Angriff zu nehmen und beispielsweise ihre Nahrungsaufnahme einzugrenzen. Die Überprüfung des Körpergewichts einige Monate nach der ersten Befragung zeigte, dass vor allem solchen Teilnehmern eine Gewichtsreduktion gelungen war, die zwar unter Schuldgefühlen litten, sich aber der Realität gestellt hatten und ihren Problemen nicht aus dem Weg gegangen waren. ms
Conradt M et al: Who copes well? Obesity-related coping and its associations with shame, guilt, and weight loss. Journal of Clinical Psychology 2008; 64(10): 1129–44.
Matthias Conradt, Abteilung Psychologie, Universität Marburg, Gutenbergstraße 18, 35032 Marburg, E-Mail: matthiasconradt@gmx.de
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