

In dem Buch stellen 37 Autoren die junge Disziplin sowie die Voraussetzungen ihrer Entstehung in vielen Aspekten vor: Wirkung und Bedeutung traditioneller Medien wie Zeitungen und Zeitschriften, Werbung und Public Relations werden ebenso erörtert wie jene neuer Medien – Handys, Chats, Computerspiele oder auch Beratung und Therapie im Internet. Ein großer Vorzug des Buches besteht darin, dass beim Lesen an vielen Stellen deutlich wird, dass unser aller Erleben erheblich größerem Wandel unterliegen könnte als das für sämtliche Generationen vor uns der Fall war: Nie zuvor waren überzeugend wirkende virtuelle Realitäten wie in modernen Computerspielen möglich, die in die Wahrnehmung und Verarbeitung der echten Wirklichkeit einfließen und in Einzelfällen bis zu Amokläufen junger Männer führen können. Fotografie und Film wirken authentischer denn je – doch von der Überschwemmung des Hamburger Hafens bis hin zum Schaum auf dem Bierglas in der Werbung kann alles pure elektronische Illusion sein.
Weil das Buch seinen Hauptschwerpunkt auf sprachlich dominierte Medien legt, fehlt eine medienpsychologische Betrachtung künstlerischer Ausdrucksformen, was angesichts der großen Einflüsse von bildender Kunst und Musik in Vergangenheit und Gegenwart theoretisch kaum zu begründen sein dürfte. Doch letztlich zeigt sich darin, dass Medien in ihrem Wirken auf Menschen niemals vollständig zu erfassen sind. Medienpsychologisches Expertentum erfordert vielmehr, die sich wandelnde mediale Umgebung immer wieder neu zu entdecken. Und dafür ist der Titel „Medienpsychologie“ eine gute Grundlage. Stefan Baier
Bernad Batinic, Markus Appel: Medienpsychologie. Springer, Heidelberg 2008, 624 Seiten, Softcover, 34,95 Euro
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