KULTUR
Doktor Eisenbarth: Beispiellose Operationen und Arzneien


Doktor Eisenbarth,
Karikatur um 1840.
Eisenbarth wurde als
gewinnsüchtiger und
prahlender Doktor
dargestellt, der viele
Patienten mit seinen
rauen Methoden zu
Tode gebracht haben
soll.
Foto: Picture-Alliance akg-Images
Gehört haben das alte Spottlied der Studenten sicher schon viele, aber wer sich wirklich dahinter verbirgt, wissen nur wenige.
Eisenbarth wurde als gewinnsüchtiger und prahlender Doktor dargestellt, der viele Patienten mit seinen rauen Kuren zu Tode gebracht haben soll und somit eigentlich hinter Schloss und Riegel gehörte. Bis 1837 glaubte man sogar, Eisenbarth sei nur eine dichterische Gestalt, die gar nicht gelebt habe.
Erst dann fand man auf dem Friedhof in Hannoversch Münden seinen Grabstein, auf dem er mit vielen Ehrentiteln gelobt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts kam heraus, dass Eisenbarth ein besonders tüchtiger Wund- und Augenarzt war. Aber erst 1959 konnte sein Geburtsort Oberviechtach durch den Taufschein, der in den Akten des Staatsarchivs von Altenburg gefunden worden war, nachgewiesen werden. Geboren wurde er am 27. März 1663.
Sein Vater Mathias Eisenbarth war als Okulist (Augenarzt), Bruch- und Steinschneider tätig; er war also Wundarzt. Wundärzte standen beruflich zwischen Handwerkern und studierten Ärzten. Die gelehrten Ärzte nahmen keinen Eingriff am menschlichen Körper vor. Dies konnte allein der Wundarzt, der zur Ausübung seines Berufs eine handwerklich abgeschlossene Lehre ablegen musste. Wollte er den Beruf ausüben, benötigte er ein Privileg des Landesherrn, welches von einer Prüfung durch ein Medizinalkollegium studierter Ärzte erstellt wurde. Die meisten Wundärzte übten ihren Beruf als Wanderarzt aus. Aus Angst vor Einkommensverlust duldeten die gelehrten Doktoren keine Konkurrenz.
Geprägt von seinem Vater ergriff Eisenbarth dessen Beruf. Nachdem er seine Gesellenprüfung abgelegt hatte, machte er sich 1685 selbstständig und ging auf Wanderschaft. Durch seine Wunderkuren machte er sich bald einen Namen in ganz Deutschland. Mit zahlreichen Auszeichnungen, mit Titeln und Ehrungen von weltlichen und geistlichen Fürsten wurde er überhäuft: Elf Privilegien konnten bis jetzt nachgewiesen werden.
Foto: www.doktor-eisenbarth.de
Seinen Wettbewerbern liefen die Kunden regelrecht davon. Nach der erfolgreichen Operation des Oberleutnants des Königs 1716 ernannte dieser Eisenbarth zum königlich preußischen Rath. Zur selben Zeit etwa wurde der Auftritt von Gauklern auf Jahrmärkten in Preußen verboten.
1727 kam Eisenbarth nach Hannoversch Münden. Dort starb er dann am 11. November im Gasthaus „Zum Wilden Mann“.
Er wurde in einer Gruft im Chorraum in der St. Aegidienkirche beigesetzt. An deren Nordseite findet man seinen barocken Grabstein.
Iris Schatz
In Oberviechtach finden auf der Freilichtbühne jedes Jahr die Eisenbarth-Festspiele statt: 11. bis 13. Juni und 19. bis 20. Juni.
In den Sommermonaten gibt es den Doktor auch in Hannoversch Münden zu sehen: Vom 9. Mai bis 3. Oktober an allen Samstagen sowie an Samstagen der Adventszeit jeweils um 13.30 Uhr
Weitere Informationen:
www.weserbergland-tourismus.de/urlaubsorte/g-m/
hann-muenden/doktor-eisenbart/index.php
www.oberviechtach.de/festseite/index.php
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Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.am Donnerstag, 30. Januar 2014, 16:48
Eisenbarth Tour