SUPPLEMENT: Reisemagazin
Osterinsel: Die Magie von Rapa Nui
Dtsch Arztebl 2009; 106(14): [4]


Foto: Claudia Diemar
Als die Hochkultur noch in Blüte steht: Im 18. Jahrhundert entdecken europäische Seefahrer die Osterinsel. Foto: picture-alliance/akg-images
Gleich hinter den letzten Häusern und Hütten der einzigen Siedlung Hanga Roa beginnt die Grassteppe, durchsetzt von Gesteinsbrocken, entfernt an Irland und Schottland erinnernd. Bald machen wir die Küste aus, von Basaltsäulen und chaotischem Schlackengekröse gesäumt, gegen das der Pazifik ungestüm anbrandet. Es gibt auf Rapa Nui nur zwei Sandbuchten, die zum Baden taugen. Warum also, denkt man für einen Augenblick, ist man fast um den halben Erdball geflogen, um diese Insel zu sehen? Dann aber tauchen die Giganten auf, und jeder Zweifel verfliegt. Das mit Loriot ist sowieso Unsinn. Von wegen Knollennasen – die Kolosse tragen mächtige, lange Zinken in ihren rauen Steingesichtern. Ihre Augenhöhlen sind leer, und doch scheinen einem ihre Blicke überallhin zu folgen.
Giganten aus Stein:Wie einst schauen die Moai zur Inselmitte, als wollten sie über die Bewohner wachen. Foto: Laif
Anakena Bucht: Schaffenswahn der Steinmetze. Foto: picture alliance/Bildagentur Huber
Was war passiert? Niemand kennt den Anlass für den Krieg der beiden Volksstämme. Jedenfalls wurden die Langohren bis auf den letzten Mann vernichtet und die Skulpturen von ihren Sockeln gerissen, als sollte damit der Schaffenswahn der Steinmetze auch symbolisch beendet werden. Ohnehin konnte man nicht mehr weiterwerkeln, weil sämtliche Palmen sowie sonstige Großgehölze inzwischen gefällt waren. Alle sind nun ausgerottet. Doch es kommt noch schlimmer. Menschenjäger vom südamerikanischen Festland laufen die Insel an, verschleppen fast alle männlichen Bewohner, die nach Tahiti und Südamerika deportiert und als Arbeitssklaven verhökert werden. Rapa Nui „verlor sein kollektives Gedächtnis“, wie René Oth in seinem Buch „Völker der Sonne“ feststellt. Der Rest der Tragödie ist schnell erzählt. 1888 annektiert Chile die Insel, doch erst 1965 werden aus den Rapa Nui chilenische Staatsbürger mit allen Rechten.
Am Rano Raraku: den Schritt dem Rhythmus der Südsee angepasst. Foto: Claudia Diemar
Wenig nur reißt Uri und ihren Kollegen Yoyo aus ihrer Gelassenheit. „Don’t step on the Ahu“, herrschen sie einmal Touristen an, die eine der heiligen Plattformen betreten wollen. Überall findet man diese an Inkabauwerke erinnernden gigantischen Altäre. Auf vielen von ihnen erheben sich ganze Gruppen von Moai. Viel Arbeit und schweres Gerät hat es gebraucht, die samt und sonders gestürzten Kolosse wieder auf ihre Positionen zu bringen. Wie einst schauen die Steinriesen zur Inselmitte, als wollten sie über die Bewohner wachen und deren Schicksal nicht aus dem Blick verlieren. Claudia Diemar
Informationen:
Unterkunft: Quartiere bei Privatvermietern und in Pensionen gibt es ab circa 30 US-Dollar pro Person und Nacht. Schön ist das Hotel „Hostal Pedro Atan“ oder das „Otai-Hotel“. Eine Top-adressse für solvente Reisende ist das kleine und sehr gut geführte Explora-Hotel „Casa Rapa Nui“, www.explora.com.
Pauschalreisen: Verschiedene Spezialveranstalter bieten Aufenthalte auf Rapa Nui im Anschluss an Chile-Rundreisen an. Bei „Windrose“ kosten drei Nächte im Explora-Hotel mit Vollpension und Exkursionen 1 596 Euro pro Person (günstiger als die direkte Buchung bei Explora), Telefon: 0 30/20 17 21-0, Internet: www.windrose.de.
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