BRIEFE
Insulintherapie: Irreführend


1. Die intensivierte Insulintherapie (ICT) führt im Vergleich mit der konventionellen Insulintherapie (CT) zu einer deutlichen HbA1c-Senkung, die erreichten HbA1c-Werte sind erheblich und hochsignifikant unterschiedlich (7,2 vs. 9,1 Prozent!).
2. Dieser HbA1c-Unterschied bedingt relevante und hochsignifikante Differenzen in Inzidenz und Progression von Retinopathie und Nephropathie. Diese Unterschiede sind fast ausschließlich (95,8 bis 99,9 Prozent) auf die Unterschiede im HbA1c-Level zurückzuführen.
3. Aus 1 und 2 folgt, dass die ICT der CT sehr wohl überlegen ist und zu einer relevanten Risikoreduktion führt. Die ICT hat lediglich keine aus dieser Studie ableitbaren, vom HbA1c-Wert unabhängigen, zusätzlichen, positiven Effekte.
4. Dass die mikrovaskulären Komplikationen des Diabetes eine multifaktorielle Pathogenese auch unter Einschluss nicht beeinflussbarer Risikofaktoren haben, ist bekannt. In der Gesamtkohorte aller Patienten, damit unabhängig von der Therapie und der Zuordnung zur Primär- oder Sekundärpräventiongsgruppe, ist die Assoziation zwischen dem HbA1c-Wert (beziehungsweise der glykämischen Exposition unter Einschluss des Zeitfaktors) und dem Komplikationsrisiko im Sinne einer epidemiologischen Analyse zwangsläufig schwächer. Darauf bezieht sich der von Chantelau genannte 11-ProzentWert, der aber für die Bewertung der DCCT-Ergebnisse irrelevant ist.
Dr. med. Jürgen Krug, Medizinische Klinik West,
Behandlungseinrichtung Diabetes mellitus
Typ1/Typ 2 (DDG), Klinikum St. Georg,
Nikolai-Rumjanzew-Straße 100, 04207 Leipzig
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