

So sind inaktivierende Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptor zwar nicht häufig, aber trotzdem stellen sie die häufigste monogenetische Ursache einer Adipositas. Eine bestimmte Mutation kann bei drei Prozent aller Kinder mit Übergewicht nachgewiesen werden. Der Melanocortin-4-Rezeptor ist für die Regulation der Sättigung von Bedeutung. Es kommen aber offensichtlich nicht nur Rezeptordefekte vor, wie eine Arbeitsgruppe um Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Heike Biebermann (Berlin) entdeckt hat. Manche Übergewichtigen weisen auch Antikörper auf, die die Funktion herabsetzen oder blockieren. In diesen Fällen wäre die Adipositas als Autoimmunerkrankung anzusehen.
Genomweite Assoziationsstudien
Zusätzlich werden Varianten des FTO-Gens derzeit als „hotspot“ in der Genese von Übergewicht gehandelt. Verschiedene genomweite Assoziationsstudien hatten unabhängig voneinander eine enge Korrelation zwischen Body-Mass-Index und Polymorphismen im FTO-Gen ergeben: Liegt das Allel mit dem höheren Risiko in doppelter Ausfertigung vor, wiegen diese Menschen etwa drei Kilogramm mehr als bei homozygotem Vorliegen des Allels mit niedrigerem Risiko. Die normale Funktion des Gens lag bis vor Kurzem völlig im Dunklen. Durch Untersuchungen in Düsseldorf und Köln ist inzwischen klar geworden, dass das FTO-Gen in die Energie-Homöostase direkt eingreift – über den Energieverbrauch. Mäuse ohne FTO-Gen seien schlank und wiesen einen erhöhten Energieverbrauch auf, wie Prof. Dr. med. Jens Brüning aus Köln darlegte.
Ob und wie sich über diesen genetischen Auslöser von Übergewicht Therapiestrategien entwickeln lassen, bleibt abzuwarten. Die hochgesteckten Erwartungen bei der Entdeckung von Polymorphismen im Leptin-Stoffwechsel haben sich nicht erfüllt.
Dr. rer nat. Renate Leinmüller
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