

Hervorragende Ausbildung nebst exzellenter technischer Ausstattung – so lautet die Wunschliste vieler Patienten an eine moderne Arztpraxis. Wenn man mal von leckerem Kaffee im Wartezimmer und rückstandsfreier Bewältigung von Reiserücktrittsversicherungen absieht. Nun, in Anbetracht der Regelleistungsvolumina ist es für uns Ärzte immer schwieriger, medizinische Geräte auf höchstem Niveau vorzuhalten. Auch mein Ultraschallgerät weist bereits abgewetzte Pixel und eine regresswürdige Farbe auf, und so muss ich mir Gedanken um eine Neuanschaffung machen. Vielleicht tut es auch ein gebrauchtes und überarbeitetes Gerät. Wenn ich überarbeitet bin, werde ich schließlich auch nicht sofort entsorgt. Das Gerät kann durchaus etwas schäbig daherkommen. Sozusagen als optische Anpassung an die Honorarsituation. Mal ehrlich: Können die Patienten unsere Proteste überhaupt ernst nehmen, wenn wir ständig funkelndes Hightech präsentieren? Nach längerem Grübeln habe ich eine bessere Idee: Ich könnte mir ein billiges Gerät aus China besorgen. Vorwürfe, ich würde damit nur die ausländische Wirtschaftskraft fördern, kann ich insofern kontern, dass diese Maschinen ja nur Kopien sind, ich also lediglich einen technischen Reimport vornehme. Was für die pharmazeutische Industrie erfolgreich ist, kann für mich nur günstig sein. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht, denn Reimport ist überall. Fähige deutsche Wissenschaftler arbeiten im Ausland und lehren dort deutsche Studenten: eine Form des mentalen Reimports. War es nicht eine von Deutschen gegründete amerikanische Bank, die frühzeitig an der Finanzkrise zerschellt ist? Und deutsche Steuerzahler mitriss? Schuldenzuweisung als Reimport.
Vielleicht verbessert sich trotz Finanzkrise für uns eines Tages die Honorarsituation, vielleicht werden wir vom erdrückenden Ballast der Bürokratie befreit. Dann kehren möglicherweise auch diejenigen Kollegen zurück, die frustriert der Heimat den Rücken gekehrt haben. Auch eine Form des Reimports.
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