

Natürlich fordert die Beschränkung an manchen Stellen auch ihren Tribut. So wird zum Beispiel im „Grundlagenteil“ für manchen Geschmack zu unscharf vom „Cannabisrezeptor“ und von „Dopaminneuronen“ berichtet. Zur Diagnostik wird das Drogen- und Benzodiazepinscreening im Urin vermisst. Allerdings wird diese Lücke dann im „Speziellen Teil“ zufriedenstellend gefüllt. Im „Speziellen Teil“ kommen die Refluxerkrankung bei Alkoholkranken sowie die Möglichkeit protrahiert verlaufender Entzugssymptome und deren Behandlung etwas zu kurz. Problematisch erscheint die Einschätzung, dass bei der Cannabisabhängigkeit „eine Entzugstherapie wegen geringer körperlicher Abhängigkeit nicht nötig“ und eine „Entwöhnungstherapie in der Regel ambulant indiziert und ausreichend“ seien. Diese Aussage wird manchen Therapeuten irritieren. Kennt er doch nicht wenige, oft junge Cannabisabhängige, die wegen der Schwere des Entzugssyndroms, der Schwere von Folgestörungen beziehungsweise komorbiden Störungen oder der ambulanten Therapieresistenz dann doch stationär behandelt werden mussten. Ähnliches mag für die Amphetamin- und Kokainabhängigkeit gelten.
Insgesamt ist das Büchlein gut strukturiert und verständlich geschrieben. Es bietet dem Studenten und therapeutischen Einsteiger in das Suchthilfesystem wie auch dem interessierten Laien einen soliden Anreiz, sich intensiver mit der Komplexität der Suchtmedizin auseinanderzusetzen. Udo Bonnet
Felix Tretter (Hrsg.): Suchtmedizin kompakt. Suchtkrankheiten in Klinik und Praxis. Schattauer, Stuttgart, New York 2008, 264 Seiten, kartoniert, 34,95 Euro
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