MEDIZIN: Diskussion
Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke: Umgebung radioaktiv kontaminiert
Childhood Leukemia in the Vicinity of Nuclear Power Plants in Germany: The Environment Is Radioactively Contaminated


Aber dann stellen die Forscher ihre eigenen Ergebnisse in Frage, indem sie einen Zusammenhang zwischen einer Leukämie und ionisierenden Strahlen bezweifeln, da diese im Umkreis von Kernkraftwerken nicht höher sei als die vorhandene natürliche Radioaktivität. Die Autoren fragen vielmehr, ob die betroffenen Kinder von unter fünf Jahren sich auch wirklich ständig in der Fünf-Kilometer-Zone um das Kernkraftwerk aufgehalten haben, also an der Adresse, an der sie wohnhaft sind.
So flexibel sind die heutigen Kleinkinder, dass man ihre feste Wohnadresse in Frage stellen muss durch den Kindergarten, der in ländlichen Gebieten nur von 8 bis 12 Uhr geöffnet hat und durch lang dauernde Urlaube, die einen Einfluss des Kernkraftwerkes ausschließen können!
Was anscheinend nicht untersucht wurde, ist die Möglichkeit der radioaktiven Kontamination der Umgebung durch das Kernkraftwerk. Ein Kernkraftwerk ist ein großes Werk mit Kontakt zum Boden über das Wasser, mit einem hohen Schornstein und mit Menschen, die dort ein- und ausgehen. Es gibt viele Möglichkeiten der radioaktiven Verseuchung des Grundwassers, der Luft und auch der Menschen, die dort arbeiten.
Nicht nur die ionisierenden Strahlen kommen als Ursache in Frage für die erhöhte Zahl von Leukämiefällen, sondern auch die Umgebung des Kraftwerkes. Über Wasser und Niederschläge gelangt Radioaktivität in die Nahrungskette – selbst geringfügige Spuren davon genügen bei einem Kleinkind zur Auslösung einer Leukämie.
DOI: 10.3238/arztebl.2009.0392a
Dr. med. Inge Zeller
IPPNW Dortmund
Neuer Graben 73
44139 Dortmund
E-Mail: zeller.ingeburg@baua.bund.de
1.
Kaatsch P, Spix C, Jung I, Blettner M: Childhood leukemia in the vicinity of nuclear power plants in Germany. [Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke.] Dtsch Arztebl Int 2008; 105: 725–32.