ArchivDeutsches Ärzteblatt23/2009Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke: Kinder sehr strahlensensibel
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LNSLNS Als Kinderarzt möchte ich auf die extreme Strahlensensibilität der Kinder hinweisen. Je jünger ein Kind ist, umso leichter wird es auch durch niedrige radioaktive Belastung geschädigt. Das ist der Schlüssel für das Verständnis des Ergebnisses der KiKK-Studie (Epidemiologische Fallkontrollstudie zu Kinderkrebs um Kernkraftwerke). Daraus ergibt sich die dringende Forderung, die erlaubten Emissionen dem Risiko für einen Embryo anzupassen.

Die Ursachen für die extreme Strahlensensibilität der Kinder:

- Wachstum bedeutet eine hohe Zellteilungsrate aller Organe. Die Zellteilung ist die Gefahrenphase für Strahlenschäden; ein Embryo wächst beinahe explosionsartig, seine Zellen sind ständig in Teilung, deshalb ist jede noch so geringe Strahlung für ihn gefährlich.
- Die Reparaturmechanismen, mit denen unser Organismus in der Lage ist, veränderte Zellen zu identifizieren und zu eliminieren, greifen beim ganz auf Wachstum eingestellten Kind, besonders beim Ungeborenen, noch nicht.
- Kinder haben eine positive Stoffbilanz, das heißt, sie müssen, um wachsen zu können, mehr Substanzen aufnehmen als abgeben, im Vergleich zu Erwachsenen, die nur ihren fertig aufgebauten Körper zu erhalten haben. Die positive Stoffbilanz der Kinder führt bei inkorporierten radioaktiven Isotopen zu einer verlängerten biologischen Halbwertszeit.
- Maligne Erkrankungen haben eine lange Latenzzeit; bei durch Radioaktivität verursachten Erkrankungen kann die Zeitspanne zwischen Strahlenexposition und erkennbarem Ausbruch der Krankheit Jahrzehnte dauern. Kinder haben ihr Leben noch vor sich; sie haben deshalb im Gegensatz zu älteren Menschen die zweifelhafte Chance, das Ende der Latenzzeit zu erleben.
DOI: 10.3238/arztebl.2009.0393b


Dr. med. Winfrid Eisenberg
Wellbrocker Weg 61
32051 Herford
E-Mail: w.eisenberg@gmx.de
1.
Kaatsch P, Spix C, Jung I, Blettner M: Childhood leukemia in the vicinity of nuclear power plants in Germany. [Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke.] Dtsch Arztebl Int 2008; 105: 725–32. VOLLTEXT
1. Kaatsch P, Spix C, Jung I, Blettner M: Childhood leukemia in the vicinity of nuclear power plants in Germany. [Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke.] Dtsch Arztebl Int 2008; 105: 725–32. VOLLTEXT

Der klinische Schnappschuss

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