

Es gelingt den Autoren, den Leser anschaulich an die psychische Arbeit hinzuführen, die auf je verschiedene Weise im Täter, im Zuschauer und im Opfer der Rachehandlung erforderlich ist, damit ein Entrinnen aus der Spirale der Rache möglich werden kann. Beispiele alltäglicher Racheakte machen dem Leser nachvollziehbar, wie fehlender Raum zu fühlender Verarbeitung des Erlebens in Beziehungen zu schrecklichen Dramen führt. In Gruppen entstehen so Primitivreaktionen, die, von malignen Führern missbraucht, ideologisch fixiert und medial verstärkt, zur Grundlage von Völkermord werden können. Wenn individuelle, kulturelle und aktive politische Aufmerksamkeit als Gegengewicht zur finsteren rächenden Gewaltanwendung wirkt, kann die Rache- und Gewaltspirale gestoppt werden. Der Verzicht auf Rache sollte als Stärke erkannt werden und nicht, wie häufig spontan empfunden, als Feigheit.
Die aus vielen Bereichen der Forschung zum Thema Rache zusammengetragenen Ergebnisse machen dieses Buch zu einer Fundgrube für Erkenntnisse und Differenzierungen. Es ist zu wünschen, dass es zahlreiche Leser aus den Bereichen Psychotherapie, Psychoanalyse, Medizin, Sozialarbeit, Pädagogik, Strafrecht und Politik findet. Es eignet sich jedoch darüber hinaus für jeden Interessierten, denn es ist sehr lesbar geschrieben, ohne simplifizierend zu sein. Helmut Hinz
Tomas Böhm, Suzanne Kaplan: Rache. Zur Psychodynamik einer unheimlichen Lust und ihrer Zähmung. Psychosozial-Verlag, Gießen 2009, 265 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro
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