

Ökonomen hatten jahrelang wegen ihrer berufsbedingt nüchternen, herzlosen Sichtweise auf das Gesundheitswesen keinen guten Ruf bei Ärzten. Doch nun eignen sich mehr und mehr Mediziner nebenher das Handwerkszeug der Betriebswirte an, weil das für Leitungspositionen in Kliniken gefordert wird. Und man bemerkt, wenn sie über ihre neuen Kenntnisse und deren Anwendung reden: Ärzte als Ökonomen sind nicht unbedingt Garanten einer humaneren Medizin.
Ihre Analysen kommen einem bekannt vor („In einer städtischen Klinik sehe ich mit bloßem Auge, wo man sparen kann“). Ihre Kritik wird so zynisch vorgetragen, wie sie es den Besserwissern aus den Klinikverwaltungen früher immer vorgeworfen haben („Bloß, dass eine Patientin von weit herkommt, rechtfertigt es nicht, dass man ihr zig Leistungen gewährt, wenn nur eine bezahlt wird“). Ihre Lösungen in Power-Point-Verkürzung sind nebulös („Da muss man aktiv steuern und kreative Ansätze verfolgen“).
Ohne Zweifel: Ein Chefarzt, der sich nicht mit Kostenanalysen und Personalführung befassen will, ist heute bei Verwaltungen unerwünscht. Aber einer, der wie manche Ökonomen verkennt, dass Kostenanalysen und Sinnfragen zweierlei sind, kann es auch schnell sein: nämlich bei den Kollegen.
Merguet, Peter
Hanisch, Ernst
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.