POLITIK: Kommentar
AOK-Arztbewertungsportal: Nicht unmöglich


Heike E. Krüger-Brand, DÄ-Redakteurin
Neu ist die Idee indes nicht: Seit einigen Jahren bemühen sich Webportale wie Helpster, Docinsider, Imedo oder Jameda um den Aufbau entsprechender Datensammlungen und Rankings. Großer Erfolg war bislang noch keinem der Portale beschieden, denn die Konzepte und Geschäftsmodelle sind noch nicht ausgereift, Manipulationsversuche schwierig zu unterbinden, und alle Plattformen kranken außerdem daran, dass mangels Masse an Kommentaren aussagekräftige Bewertungen zu einem bestimmten Arzt kaum zu finden sind.
Ob 24 Millionen AOK-Versicherte durch massenweise Nutzung des Arztbewertungssystems daran schnell etwas ändern werden, mag dahingestellt sein. Erkennbar ist aber ein Trend zu online abrufbaren „Qualitätsprofilen“, dem sich keine Berufsgruppe – auch nicht die Ärzte – auf Dauer wird entziehen können. Die dahinter stehende Forderung, Qualität „sichtbar“ zu machen, kann man – wie etwa die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel – auch als Chance sehen. Für „bedenkenswert“ hält auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Dr. med. Axel Munte, die Initiative. Im Prinzip liege es im Verantwortungsbereich der ärztlichen Standesvertretungen, den Patienten eine Richtschnur zu geben, wie sie den für sie passenden Ärzt finden. Dafür gebe es objektive Kriterien wie die regelmäßige Teilnahme der Ärzte an Fortbildungsveranstaltungen und Qualitätsmaßnahmen, so Munte. Das in Bayern mit mehreren Krankenkassen gestartete Qualitätsprogramm zur „Ausgezeichneten Patientenversorgung“, bei dem Ärzte ein Gütesiegel der KVB erwerben können, sieht er als „eine gute Basis, um ein Internetportal mit objektiven Fakten zu versehen“.
Ein weiteres Beispiel sind Online-Arztsuchdienste der ärztlichen Körperschaften, die teilweise bereits Zusatzinformationen bieten, aber künftig noch weiter ausgebaut werden könnten. Denn Informationen etwa über Spezialkenntnisse und Zusatzqualifikationen, Fremdsprachenkenntnisse, Barrierefreiheit, Internetangebote oder besondere Sprechstundenzeiten geben dem Patienten wichtige Hinweise.
Vor dem Hintergrund möglicher Risiken und Umsetzungsschwierigkeiten kommt es somit auf die konzeptionelle Ausgestaltung des AOK-Portals und des zugrunde liegenden Katalogs von „harten“ und auch „weichen“ Kriterien an – nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Selbstverständlich muss die Bewertung seriös sein und den Ärzten die Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Die Ärzte sollten jedenfalls die Regeln für die Qualitätsbewertung mitgestalten und das Feld nicht dem Zufall überlassen.
Nau, Peter
Singer, Manuela
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