KULTUR
Arthur Conan Doyle: Die Kunst der subtilen Beobachtung


Fotos: picture-alliance
Unsterblich wurde Arthur Conan Doyle durch den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Gemeinsam mit seinem treuen Gefährten Dr. Watson löst Holmes jahrzehntelang die schwierigsten Fälle der Kriminalgeschichte. Der Erfinder der beiden ist naturwissenschaftlich ausgebildeter Arzt mit Neigung zum Okkulten und Spirituellen. So ist es für ihn kein Widerspruch, mit Sherlock Holmes den Inbegriff kühler Rationalität zu schaffen und sich gleichzeitig als „Spiritist“ zu bezeichnen. Der politische Autor Conan Doyle mischt sich mit Schriften zum Burenkrieg und „Das Kongoverbrechen“ (1909) in die Debatte ein. „Die vergessene Welt“ (1912) gilt als einer der ersten Science-Fiction-Romane in englischer Sprache.
Nach dem Tod von
Sherlock Holmes
verlangten die Leser
neue Geschichten.
In „Der Hund der
Baskervilles“ taucht
er wieder auf – eine
Illustration aus dem
Jahr 1902.
Nach zwei Einsätzen als Schiffsarzt eröffnet Conan Doyle 1882 eine kleine Praxis in Portsmouth. Nebenher schreibt er kurze Texte für Zeitschriften. 1885 erhält er seinen Doktortitel und heiratet Louise Hawkins, deren kranken Bruder er einige Monate behandelt hat. Zwei Jahre später taucht Sherlock Holmes zum ersten Mal auf („Eine Studie in Scharlachrot“): „(. . .) mehr als sechs Fuß groß und so ungeheuer hager, dass er noch weit größer wirkte. Seine Augen waren scharf und durchdringend, (. . .) und seine schmale, falkenhafte Nase verlieh ihm insgesamt den Ausdruck von Wachsamkeit und Entschlossenheit“ – so beschreibt ihn Dr. Watson, der ihre gemeinsamen Abenteuer für die Nachwelt notiert. Es ist Liebe auf den ersten Blick – bereits einen Tag, nachdem sie sich kennengelernt haben, beziehen die beiden unterschiedlichen Männer ihre gemeinsame Wohnung in der Baker Street 221 B. Sie erzählen einander offen ihre wenig angenehmen Seiten: Holmes ist exzessiver Raucher, launisch und konsumiert Kokain. Auch sein exzentrisches Geigenspiel und seine Vorliebe für chemische Experimente muss ein Mitbewohner zu nehmen wissen. Dr. Watson ist träge, steht zu „gottlosen Zeiten“ auf und besitzt eine junge Bulldogge. Auch Watsons Ehe mit Mary Morstan, der Heldin aus „Das Zeichen der Vier“, und sein Auszug aus der Baker Street tun ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Ein Versuch Conan Doyles, seinen Helden im finalen Kampf mit Professor Moriarty, dem „Napoleon des Verbrechens“, umkommen zu lassen, scheitert – die Leser verlangen nach neuen Geschichten. In „Der Hund der Baskervilles“ taucht Holmes wieder auf. In „Das leere Haus“ entpuppt sich ein alter, zerlumpter Büchersammler als der seit Jahren Totgeglaubte, und Dr. Watson fällt zum ersten Mal in seinem Leben in Ohnmacht.
1891 schließt Conan Doyle seine Praxis und lebt als freier Schriftsteller. Während des Burenkrieges arbeitet er einige Monate als Arzt in Südafrika. 1906 stirbt seine Frau an Tuberkulose, ein Jahr später heiratet er Jean Leckie. 1930 stirbt Arthur Conan Doyle in Crowborough, Sussex.
Christof Goddemeier
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