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Insulinanalogon Glargin und vermeintliches Krebsrisiko


Nach Angaben des IQWiG war die Zunahme des Krebsrisikos unter Glargin relativ klein und erst zu erkennen, wenn wichtige weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht und die tägliche Insulinmenge berücksichtigt wurden. Die Patienten waren zwischen 65 und 70 Jahre alt, hatten also grundsätzlich bereits ein gewisses Krebsrisiko: Von 1 000 mit Humaninsulin behandelten Patienten erkrankten innerhalb von durchschnittlich 20 Monaten 41 an Krebs. Würden Patienten mit entsprechendem Profil mit Glargin behandelt, ergeben sich laut IQWiG folgende Zunahmen an Krebsdiagnosen: Bei täglich zehn Glargin-Einheiten würden etwa vier Karzinome mehr pro 1 000 Patienten auftreten, bei 50 Einheiten etwa 13 Erkrankungen mehr.
Allerdings wurde Glargin von den meisten Patienten der Studien nur in relativ niedrigen Dosierungen eingesetzt. Von 100 Patienten, die Glargin erhielten, verwendeten etwa 50 täglich weniger als 20 Einheiten und nur fünf von 100 Patienten über 50 Einheiten. Das IQWiG räumt ein, dass nicht Glargin, sondern noch unbekannte Faktoren Ursache des höheren Krebsrisikos sein könnten. Auch eine „statistische Assoziation“ schließe man nicht aus.
Sanofi-Aventis weist den IQWiG-Bericht auf Basis von Registerstudien entschieden zurück. Der Hersteller verweist auf klinische Studien mit 70 000 Patienten und 24 Millionen Therapiejahren. Zudem sei aktuell eine randomisierte Sicherheitsstudie publiziert worden, wonach unter Glargin innerhalb einer Beobachtungszeit von fünf Jahren weniger Malignome entstanden sind als unter Humaninsulin (Diabetologia 2009; DOI 10.1007/s00125–009–1415–7). Die European Association for Study of Diabetes (EASD) und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) fordern nun weitere Analysen; Diabetiker sollten jedoch auf keinen Fall eigenständig ihre Insulingaben verändern, sondern ihren Arzt konsultieren. zyl
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