

Bei der Begegnung mit seiner geschiedenen Frau im Psychiatrischen Krankenhaus ist die Atmosphäre zunächst unterschwellig vorwurfsvoll. Der Vater scheint in seinem Versuch, die Erziehung der Tochter überwiegend allein zu meistern, kläglich gescheitert zu sein. Doch bald gelingt es Greenberg, seiner Exfrau und seiner neuen Partnerin Pat gegenüber eine betrachtende, fast studierende Haltung einzunehmen. Die Mutter bemüht sich, Sally von ihren esoterischen Ideen profitieren zu lassen, während Pat das Erlebte in einem Tanztheater zu verarbeiten sucht. Letzteres wird von Greenberg skeptisch, von Sally freudig aufgenommen. Und dann ist da noch die Verhaltenstherapeutin, die etwas verschroben wirkt, keine Wunder verspricht und doch mit einer Gradlinigkeit ein vorläufig gutes Ende für Sally erreichen kann.
Dieses Buch ist kein Ratgeber. Greenberg bezieht die Position eines Beobachters. Angerührt erlebt der Leser einen Vater, der der Tochter zu erlauben vermag, ihn anzuschreien und kurz darauf den Kopf in seinen Schoß zu legen. Er zeigt als Vater – trotz aller Distanziertheit – eine hohe Präsenz, und vielleicht beinhaltet gerade diese Haltung einen Rat. Das Buch zieht den Leser in seinen Bann. Es ist besonders geeignet für Angehörige von Menschen, die an einer Psychose erkrankt sind, sowie für Betroffene und Experten. Hanna Randall
Michael Greenberg: Der Tag, an dem meine Tochter verrückt wurde. Eine wahre Geschichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, 286 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 19,95 Euro
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.