

Von der Ahnungslosigkeit zum Vertrauensbruch ist der Schritt offensichtlich doch nicht so weit, wie mancher zu ahnen bereit ist. Um das Loch zu stopfen, haben den Bund und besonders den Finanzminister alle guten Geister verlassen, denn nun sollen also vorzeitig Telekom-Aktien versilbert werden.
Daß solcherart Ansinnen gegen Recht und Gesetz verstößt, ist den in Not geratenen Financiers des deutschen Volkes anscheinend egal. Nach der geltenden Rechtslage darf der Bund vor dem Jahr 2000 überhaupt keine Telekom-Aktien über die Börse verkaufen! Das steht übrigens auch im Emissionsprospekt der Deutschen Telekom, und darauf haben sich zigtausend Kleinanleger und erst recht potente institutionelle Anleger aus aller Welt verlassen.
Aber: jedes Gesetz hat seine Lücken, und die nimmt Theo Waigel listig für sich in Anspruch. In der Tat können (mit Zustimmung des Telekom-Vorstands) außerbörslich Aktien an einen strategischen Investor verkauft werden. Es darf nicht lange gerätselt werden, zumindest pfeifen es die Spatzen schon von den Dächern, daß das Paket an die Kreditanstalt für Wiederaufbau abgegeben werden soll. Ganau besehen fände dann allerdings ein reiner Verschiebebahnhof statt und sonst nichts.
Die Akteure an den Finanzmärkten zeigten jedenfalls blankes Entsetzen über die staatlichen Telekom-Pläne. Wie soll man den nächsten Bund-Privatisierungsaktionen (Lufthansa, Postbank, Tank & Rast) noch Vertrauen entgegenbringen, wenn sich wenige Monate nach der Börseneinführung keiner mehr um den Emissionsprospekt schert, fragen sie sich zu Recht. Die Tatsache, daß es in Waigels Haushalt offenbar lichterloh brennt, sollten Telekom-Aktionäre nutzen, ihren steuerfreien Kursgewinn einzustreichen und Kasse zu machen. Auf Dauer wird das nämlich eine Zitterpartie. Börsebius
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