ArchivDeutsches Ärzteblatt41/2009Ärzteschach: Methusalem gesucht

SCHLUSSPUNKT

Ärzteschach: Methusalem gesucht

Pfleger, Helmut

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Foto: Dagobert Kohlmeyer
Foto: Dagobert Kohlmeyer
Vieles ist gut an den Ärzteschachmeisterschaften, nur eines bedaure ich: Seit einigen Jahren fehlen die über 85-Jährigen. Wo sind sie geblieben? Wo ist ein Dr. med. Rudolf Faulhaber aus Büchenbach, der sich einstens zwischen einer Laufbahn als Fußballer beim 1. FC Nürnberg und der Medizin entscheiden musste und die Turniere mit markigen Sprüchen und abendlichem Klavierspiel belebte, noch als 90-Jähriger in den Pausen zwischen den Partien nicht genug vom Schach kriegen konnte und zum Schluss seinen Stock in die Höhe reckte und versprach: „Wenn mich der Herrgott nicht holt, bin ich nächstes Jahr wieder dabei!“ Nun, mit 91 Jahren sagte ihm der Herrgott endgültig Schachmatt.

Wo ist ein Dr. med. Herbert Schütz, der mit 91 Jahren direkt vom Skifahren in der Schweiz – wohlgemerkt Abfahrtslauf, nicht etwa Langlauf – zum Ärzteturnier kam und geistig wie körperlich „fit wie ein Turnschuh“ war. Bis er mit 93 Jahren die Operation eines Abdominalaortenaneurysmas nicht überleben sollte.

Allerdings will ich nicht allzu sehr klagen, schließlich sind mit etlichen Siebzigern und sogar beginnenden Achtzigern hoffnungsvolle „Nachwuchskräfte“ in den Startlöchern, die diese Lücke hoffentlich einmal schließen werden. Überhaupt sind nicht nur Ärzte aller Fachrichtungen, sondern auch aller Altersklassen vertreten, wobei Schach wohl die einzige Sportart ist, bei der auch Ältere noch mit wesentlich Jüngeren mithalten können – als Beispiele seien nur Dr. med. Matias Jolowicz und Prof. Dr. med. Peter Krauseneck genannt, die sich immer unter den Besten tummeln und so eindrucksvoll beweisen, dass blitzschnelle und richtige (!) Entscheidungen nicht ein Privileg der Jüngeren sind.

Erfreulich ist aber auch, dass immer mehr Ärzte nicht nur mit ihren Frauen, sondern mit der ganzen Familie anreisen – das reicht von der Großmutter wie bei Prof. Dr. med. Martin Scherer bis zur Enkelschar bei Dr. med. Christian Bordasch. Oder den Kindern von Dr. med. Dirk Röhlich aus Trier, die beide schon erfolgreich an Jugendturnieren in Rheinland-Pfalz teilnehmen und insofern als sachkundige Kiebitze die schachlichen Taten von Papa beäugten, wobei Frau Röhlich anerkennend sagte, dass es bei den Ärzteturnieren viel friedlicher als bei denen der Kinder mit teilweise recht ehrgeizigen Eltern zugehe.

Besonders stolz waren die beiden Sprösslinge bei diesem Partieschluss auf ihren Vater. Dr. med. Harald Schickedanz als Schwarzer attackierte nicht nur den weißen Läufer, sondern drohte auch ein gefährliches Turmschach auf b2, doch Dr. Röhlich als Weißer am Zug kam ihm mit einem zwingenden dreizügigen Matt zuvor. Wie kam’s?

Lösung:
Nach 1. hxg6+! Txg6 2. Dh5+ Th6 (2. . . . Kg8 3. Dh8 matt) kam es zu einem hübschen Matt durch 3. Df7!, wobei der bedrohte Läufer d4 noch im Taumeln dem schwarzen König das Fluchtfeld h8 verwehrte und der schwarze Turm h6 diesem vorher notgedrungen die andere Fluchtmöglichkeit nach h6 nahm.

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