

Habermann arbeitete als Spezifika seiner Gruppe heraus, dass sich in der Regel schwere Beziehungsstörungen bereits seit der Kindheit nachweisen ließen, die zu Gehemmtheit, Isolation, Empathiemangel und Aggressivität führten. Außerdem beschrieb er eine früh beginnende sexuell auffällige Entwicklung: entweder mit sadistischen oder Tötungsfantasien oder im Sinne einer auch sexuell auffälligen Dissozialität und Impulsivität.
Darüber hinaus unterscheiden sich die von ihm beschriebenen Sexualmörder kaum von erwachsenen Sexualmördern, sonst sexuell straffälligen Jugendlichen oder sonstigen Tötungsdelinquenten. Er beschrieb hinsichtlich der Tatmotive und Tatdynamik zusätzlich zu den bei Erwachsenen herausgearbeiteten Gruppen sexuell aggressiven impulsiven Verhaltens und paraphiler Fixierungen in Anlehnung an Lempps frühere Untersuchungen zu jugendlichen Mördern einen dritten Typ, der am ehesten als „Flucht nach vorne“, also eine Tötungshandlung in einer Überforderungssituation bei (sexueller) Unerfahrenheit der jugendlichen Täter charakterisiert werden konnte.
Die fundierte und kenntnisreiche Darstellung wird abgerundet durch eine größere Zahl sehr übersichtlicher Schaubilder und Tabellen. Habermann plädiert aufgrund der spärlichen Literatur und seiner eigenen Ergebnisse für eine konsequente Behandlung dieser jugendlichen Sexualmörder. Zu bedauern ist nur, dass die vorzügliche wissenschaftliche Darstellung, die einen ausgezeichneten Überblick über den derzeitigen Stand der Erkenntnisse gibt, leider nicht von einem zweiten, praktisch psychotherapeutisch ausgerichteten Teil zur Behandlung begleitet ist. Michael Günter
Niels Habermann: Jugendliche Sexualmörder. Pabst Science Publishers, Lengerich 2008, 168 Seiten, kartoniert, 15 Euro
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