SUPPLEMENT: Reisemagazin
Royal Livingstone Express: Zwischen Nostalgie und Dekadenz
Dtsch Arztebl 2009; 106(42): [8]


Nein, wir sind keine viktorianische Reisegesellschaft spleeniger Adliger im Gefolge von Cecil Rhodes, dessen epochaler Traum von einer Eisenbahnlinie vom Atlantischen bis zum Indischen Ozean hier am Sambesi vor den Victoriafällen, an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe, endete. Wir sind ganz normale Fahrgäste im Royal Livingstone Express, einem nostalgischen Personenzug, der seit 2008 viermal die Woche betuchte Gäste durch den Mosi-oa-Tunya-Nationalpark fährt.
S
Ein Hauch von Plüsch erwartet die betuchten Passagiere des Royal Livingstone Express. Viermal die Woche fährt der Zug seine Gäste durch den Mosi-oa-Tunya-Nationalpark. Fotos: Bushtracks Gareth Bentley
Nach dem Dessert wechseln wir wieder in die Bar, wo Rohan Voss von seinem neuesten Spielzeug schwärmt. Monatelang hat der legendäre Eisenbahntycoon aus Südafrika gesucht, bis er die älteste noch existierende Lokomotive Sambias auf einem überwucherten Abstellgleis eines verlassenen Bahnhofs entdeckte. Ein weiteres Jahr hat es gedauert, die Lok und die fünf Waggons originalgetreu zu restaurieren. Für wahre Eisenbahnliebhaber mit einem Hang zur Kolonialzeit hat der Eigentümer von Rovos Train einen besonderen Tipp parat. Einmal im Jahr verkehrt der zu seiner Eisenbahngesellschaft gehörende Blue Train von Kapstadt nach Daressalam und macht somit den unerfüllten Traum von Cecil Rhodes wahr. Schlappe 15 000 US-Dollar lassen sich betuchte Nostalgiker den zweiwöchigen Trip zurück ins 19. Jahrhundert kosten.
Natürlich haftet dem Ganzen mehr als nur ein Hauch von Dekadenz an. Man kann sich die Frage stellen, wie lange die Dorfbewohner noch ihren Spaß haben an Champagner trinkenden Touristen, die aus dem Zug heraus ihre halbleeren Bohnenund Maistöpfe fotografieren. Aber dem Charme von Rohan Voss lässt sich nicht so schnell entkommen.
Nach gut drei Stunden nähern wir uns wieder Livingstone. Es ist Vollmond und der Himmel wolkenfrei. Am Horizont über dem Busch tauchen Rauchwolken auf. Bis zu 300 Meter steigt die Gischtwolke in der Regenzeit aus dem röhrenden Hexen - kessel empor. Mosi oa Tunya – der Rauch mit Donner, wie die Einheimischen die Victoriafälle nennen, begleitet uns auf den letzten Kilometern. Dann stößt die treue Dampflok ihren letzten Seufzer aus und hat Feierabend für die nächsten zwei Tage. So lange braucht sie zum Abkühlen. Das Holzgitter schließt sich, der rote Teppich wird eingerollt. Und wir freuen uns auf die nächsten Tage an einem der aufregendsten Plätze Afrikas. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Roland Motz
Informationen
Unterkunft: The Royal Livingstone ist unter anderem bei TUI, Airtours, Dertour oder im Internet unter www.suninternational.com buchbar. Das am Ufer des Sambesi innerhalb des Mosi-Oa-Tunya- Wildlife-Parks in Sambia liegende luxuriöse Hotel verfügt über 170 Zimmer im afrikanischen Kolonialstil. Auch das preiswerte Zambezi-Sun-Hotel gehört zu der südafrikanischen Hotelkette Sun International.
Zugfahrt: Der Royal Livingstone Express ist ein Gemeinschaftsprojekt von Sun International, Bushtracks Africa und der National Heritage Conservation Commission. Der Zug verkehrt viermal wöchentlich von 17.45 bis 22 Uhr. Der Preis für eine Fahrt beträgt 150 US-Dollar pro Person. Darin enthalten sind das komplette Menü einschließlich Getränke. Buchbar im Hotel oder im Internet: www.suninternational.com.
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.