SUPPLEMENT: Reisemagazin
Santorin: Alles wegen dieses Sonnenuntergangs
Dtsch Arztebl 2009; 106(42): [10]


Foto: iStockphoto
Santorin, eine halbe Flugstunde von Athen entfernt und erst durch einen gewaltigen Vulkanausbruch vor rund 3 600 Jahren in seine heutige Form gepresst, ist die Kykladen-Insel der Honeymooner, Urlaubsziel vor allem von Träumern, Romantikern, von Verliebten: weil hier die Kulisse stimmt. Weil sich schneeweiße Quaderhäuser und hellblaue Kuppeln an den Kraterrand des eingestürzten und längst mit Ägäiswasser gefüllten Vulkans von einst klammern. Tief unten zerschneiden derweil Kreuzfahrtschiffe und stattliche Privatjachten die spiegelglatte See. Und abends ist es die Sonne, die im Tiefflug an Thirassia vorbeizieht und als glutroter Feuerball kitschig-schön an der Westspitze vor Oia im Meer versinkt.
Im Hochsommer sind es viele, die auf der Steilküsten - seite der Insel diesen Zauber suchen. Sie stehen sich beim Träumen gegenseitig im Weg. In der Nebensaison ab September und bis Mitte Juni ist das anders. Da entfaltet diese Insel ihr Flair, und am stillsten und stimmungsvollsten ist es ab Mitte Oktober, wenn statt der Charterjets nur noch Linienmaschinen einschweben und nach Saisonende nur noch ein paar Hotels geöffnet bleiben.
Kein Fall für Touristen: 250 Maulesel tragen mit dazu bei, dass Santorins gewagte Bauvorhaben gelingen. Foto: VISUM
Die Kulisse stimmt: Im Westen der Insel klammert sich Oia mit seinen Kuppeln und Würfelhaus-Dächern an die Steilküste. Foto: Helge Sobik
Paris Sigalas unterdessen ist die Tageszeit egal – Hauptsache, er ist in der Nähe seiner Reben. Sein Lieblingsplatz ist unmittelbar vor der kleinen Kirche von Kira Panagia auf einer Anhöhe ein paar Kilometer außerhalb von Oia – weil er Gott nah sein kann. Und weil er von dort aus sein Weingut überschauen kann. 300 000 Flaschen, vor allem kräftig-harzigen Asirtiko-Athiri und süße Dessertweine, produziert der Winzer jedes Jahr. Zu seinen Kunden gehören inzwischen sogar Spitzenkoch Alain Ducasse – und Hotelier Kostis Psychas, dessen traditionelles Höhlenhotel am Ortsrand von Oia keine drei Kilometer entfernt ist. Psychas hat seinem Koch vorgeschlagen, Rinderfilet in einer Soße aus Sigalas’ süßem Vinsanto-Wein anzurichten. In den Genuss dieser kulinarischen Kreation kommen ausschließlich die maximal 40 Gäste von Psychas’ Hotel „Perivolas Traditional Houses“, denn sein Restaurant ist den eigenen Gästen vorbehalten. Und so schön das Setting unterm Sternenhimmel dort ist, mit Blick über den Pool auf den Krater, mit Kerzen und lauem Lüftchen – trotzdem sind dort allabendlich nur wenige Tische besetzt. Weil die meisten Urlauber lieber auf den privaten Terrassen vorm Zimmereingang speisen – und einen noch besseren Blick haben: erst auf den Sonnenuntergang über den Kuppeln und Würfelhaus- Dächern von Oia, dann auf die hell erleuchteten Kreuzfahrtschiffe unten in der sichelförmigen Bucht. Das Hotel ist Honeymooner- Resort, und zu den Stammgästen zählt ausgerechnet der Dorfpriester – weil er immer wieder Hochzeiten auf der Terrasse neben dem Pool zelebrieren muss. Manche durchaus spontan.
Gewohnt wird bei Kostis Psychas wie vor Hunderten von Jahren: in Höhlen, die in den Fels der Kraterwand gegraben sind. Anfang der 80er-Jahre begann er, einstige Vorratskammern im Fels ebenso wie die halb zerfallenen Quartiere mittelloser Fischer zu restaurieren und nach und nach mit vielen Ideen, mit weißer Farbe und himbeerfarbenen Kissenbezügen in eine Oase der Stille nur ein paar Schritte abseits vom größten Ferienrummel zu verwandeln. Wo er seine Romantik findet? „Unten auf dem Wasser des Kraters“, sagt er, „mit meiner Tochter auf unserem Boot. Und drüben, keine fünf Fahrtminuten entfernt, auf der vorgelagerten Insel Thirassia, wo sich der Blick umkehrt: auf Santorin, auf die Steilküste mit den schneeweißen Häusern. Und, als ganz kleine Punkte, auf all die Romantiker auf ihren Balkonen und Terrassen.“ Helge Sobik
Informationen
Eine Übersicht auch außerhalb der Saison geöffneter Hotels ist erhältlich bei der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt/M., Telefon: 0 69/25 78 27-0, Fax: 25 78 27-29, Internet: www.gnto.gr.
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