SUPPLEMENT: Reisemagazin
Safran aus dem Wallis: Wunder in Violett
Dtsch Arztebl 2009; 106(42): [12]


Im Oktober erscheinen die Safranfelder wie violette Teppiche. Geerntet werden die Blüten des Crocus sativus seit eh und je von Hand. Foto: Swiss Image/Stefan Engler
Kurz bevor der erste Schnee fällt, wiegt Ruth Blaser ihre Ernte. Rund 150 Gramm sind es diesmal, eine reiche Ausbeute, abgefüllt in ein halbes Dutzend Schraubgläser, in denen die ziegelroten Fäden glänzen. Wer von Safran hört, denkt an ferne exotische Orte, an Gewürzkarawanen, an orientalische Bazare. Doch auch in der Schweiz wird bis heute Safran kultiviert, im Walliser Bergdorf Mund nämlich. Mund ist der nördlichste Ort auf der Erdkugel, wo das „rote Gold“ gedeiht. Safran ist das teuerste Gewürz der Welt. Die Spezerei wird aus den von Hand gezupften Narben des lilablauen Crocus sativus gewonnen. Knapp 5 000 Blüten hat Ruth Blaser auf dem Höhepunkt der Ernte in einer Nacht gezupft. Als sie fertig war, hat die Morgensonne bereits den Gipfel des Weisshorns gestreift.
„Der Safran gehört zu Mund wie das Matterhorn zu Zermatt“, sagt Pfarrer Erwin Jossen, der im Dorf geboren ist. Dass es den Safrananbau im Wallis noch gibt, ist vor allem ihm zu verdanken. Mit dem Einzug der Industrie im Rhônetal wechselten viele Bauern in die Lohnarbeit. Als Erwin Jossen im Sommer 1978 sein Heimatdorf besucht, sind von den einst rund 60 Safranfeldern nur noch drei bepflanzt. Jossen handelt sofort, bringt die Parzellenbesitzer an einen Tisch. Im Frühjahr 1979 wird die „Munder Safranzunft“ gegründet. Aus dem fernen Kaschmir ordert man neue Zwiebeln. Sie gedeihen prächtig. „Jetzt kann ich ruhig sterben“, soll ein alter Krokusbauer über das Walliser Wunder gesagt haben.
Safran ist eine Passion: Die Narben der Blüten werden gezupft, getrocknet und in Schraubgläsern verschlossen. Fotos: Foto Blaser
Safran ist Luxus: Für das Gramm erzielt man in Mund 13 Franken. Nicht selten werden die kostbaren Fäden im Tresor aufbewahrt.
Informationen
Reisezeit: Um die Safranblüte zu erleben, sollte man in der zweiten Oktoberhälfte nach Mund reisen, dann ist die Kernzeit von Blüte und Ernte.
Unterkunft: In Mund kann man nur in einigen Studios oder Ferienwohnungen sowie im „Gasthof Salwald“ übernachten. Reservierungen unter Telefon: 00 41/27/9 23 12 18. Weitere Adressen im Internet: www.mund.ch. Alternative: 3-Sterne-Hotel „Aladin“ im acht Kilometer entfernten Ort Naters, Telefon: 00 41/27/ 9 23 18 18, Internet: www.hotelaladin.ch.
Essen und Trinken: Restaurant Birgisch, im Weiler Birgisch (eine Stunde Spazierweg von Mund entfernt): gute Küche mit Safran - risotto, Raclette oder Feines vom Grill, Telefon: 00 41/27/ 9 23 18 48 (montags Ruhetag).
Safranmuseum im Dorf: geöffnet Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Eintritt fünf Franken, Kinder (ab sechs Jahre) zwei Franken.
Auskünfte: Mund Tourismus Infostelle, CH-3903 Mund, Telefon: 00 41/27/9 24 26 89, Fax: 9 24 21 63, Internet: www.mund.ch oder Schweiz Tourismus, Postfach 160754, 60070 Frankfurt am Main, Gratis-Telefon: 0 08 00/10 02 00 30, Internet: www.my Switzerland.com.
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