POLITIK
Medizinstudierende Deutschlands: Optimistischer in die Zukunft


Auf dem Kongress
„Perspektiven und
Karriere“ werden
die Ergebnisse der
Umfrage vorgestellt.
Foto: Svea Pietschmann
Die Umfrage, die an eine ähnliche Internetbefragung des Deutschen Ärzteblattes Studieren.de aus dem Jahre 2007 anschließt, offenbart einen erfreulichen Trend: Die Medizinstudentinnen und -studenten betrachten mittlerweile ihre Zukunft als Ärztin oder Arzt in Deutschland wieder positiver.
Ein Grund dafür mag die große Nachfrage der Krankenhäuser nach Fachärztinnen und -ärzten sein, die sich in den letzten zwei Jahren verstärkt hat. Ihre beruflichen Chancen in einem deutschen Krankenhaus bewerten jetzt 65 Prozent der Befragten als sehr gut und gut; vor zwei Jahren taten das nur 37 Prozent. Sehr gute und gute berufliche Chancen in der Niederlassung sehen heute 38 Prozent der Teilnehmer im Vergleich zu 26 Prozent im Jahr 2007. Auch der Drang der Befragten, nach Abschluss des Studiums Deutschland den Rücken zu kehren und ins Ausland auszuwandern, hat abgenommen. Während bei der Umfrage vor zwei Jahren noch zwei Drittel der Befragten angaben, mit dem Gedanken zu spielen, nicht in Deutschland ärztlich tätig zu werden, erwägen dies jetzt nur noch 44 Prozent.
Großen Einfluss auf die Sicht auf die eigene Zukunft als Ärztin oder Arzt haben die Erfahrungen, die die Befragten im Verlauf ihres Studiums machen. So ändern 71 Prozent ihre Einstellungen zum Arztberuf sowie die persönlichen Lebensplanungen während ihrer Studienzeit. Einige Studierende lassen sich den Arztberuf dadurch sogar vollständig „vergraulen“: Fünf Prozent der Befragten möchten nach den ersten Einblicken in einen deutschen Medizineralltag nicht mehr ärztlich tätig werden, 33 Prozent ganz sicher nicht in Deutschland. Und zwölf Prozent der Umfrageteilnehmer würden das Studienfach „Humanmedizin“ nach dem Abitur erst gar nicht mehr wählen. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten wollen sich ferner nicht auf ihre eigentliche Wunschfachrichtung versteifen, sondern je nach Arbeitsmarktsituation flexibel für verschiedene Gebiete bleiben. 41 Prozent von ihnen haben zunächst ihren Wunsch, in naher Zukunft eine Familie zu gründen, zur Seite geschoben.
Ein anderes Bild bietet sich im ambulanten Bereich. Hier meint fast die Hälfte der Studierenden (46 Prozent), Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können und flexiblere Arbeitszeiten vorzufinden (57 Prozent). Lediglich 38 Prozent der Studierenden glauben, ihr berufliches Glück in einer eigenen Arztpraxis zu finden. 27 Prozent der Nachwuchsmediziner können sich gute berufliche Chancen durch die Nutzung der neuen Möglichkeiten, als angestellte/r Ärztin/Arzt in einer Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum zu arbeiten, vorstellen. Fast unverändert zu der Umfrage von 2007 assoziieren die meisten Studierenden mit einer ambulanten Tätigkeit eine hohe Verantwortung (95 Prozent), wirtschaftliches Risiko (87 Prozent), Bürokratie (88 Prozent) sowie Stress (55 Prozent), aber auch die Möglichkeit selbstbestimmt zu arbeiten (72 Prozent).
Wenngleich bei der diesjährigen Befragung ein etwas geringerer Prozentsatz der Studierenden angibt, aus Deutschland auswandern zu wollen – interessiert an fachlichem Austausch über Landesgrenzen hinweg sind die Medizinstudierenden ebenso wie vor zwei Jahren. 84 Prozent möchten die sich ihnen bietenden Möglichkeiten nutzen und gern auch im Ausland tätig werden. Vielen (71 Prozent) von -ihnen schwebt vor, einen Teil der Facharztweiterbildung im Ausland zu absolvieren, 30 Prozent stellen sich zudem einen Forschungsaufenthalt im Ausland vor. Leben und arbeiten möchten sie vorzugsweise in der Schweiz, in Schweden, in den USA, in Großbritannien sowie Australien/Neuseeland. Ihren Wunsch nach einer Tätigkeit im Ausland begründen die Studierenden mit einem besseren Arbeitsklima (89 Prozent), geregelten Arbeitszeiten (86 Prozent), dem Interesse an der Sprache und Kultur des anderen Landes (87 Prozent), einer besser strukturierten Aus- und Weiterbildung (80 Prozent), einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf (59 Prozent) sowie guten Karrierechancen nach der Rückkehr (71 Prozent).
Enthusiasmus für den Beruf
Eine in den Umfragen 2007 und 2009 des Deutschen Ärzteblattes Studieren.de deutlich sichtbare Konstante sind das Engagement und der Enthusiasmus der Nachwuchsmediziner. Trotz der Änderung von Vorstellungen im Verlauf des Studiums hat der klassische Arztberuf unter den Studierenden nicht an Attraktivität verloren: 91 Prozent der jetzigen Nachwuchsmediziner wollen kurativ tätig werden (2007: 90 Prozent). Als bevorzugte Fachrichtungen für die stationäre Versorgung und den ambulanten Bereich nennen die Nachwuchsmediziner sowohl 2007 als auch 2009 die „klassischen“ kurativen Fächer: Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesiologie, Pädiatrie, Gynäkologie sowie Allgemeinmedizin.
Vorgestellt werden die Ergebnisse der Umfrage auch auf dem Kongress „Perspektiven und Karriere“ des Deutschen Ärzteblattes und des Deutschen Ärzte-Verlages am 23. und 24. Oktober in Berlin.
Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann
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Anyadiegwu, Anke
Siegert, Michael
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