BRIEFE
Antibiotika: Immer von Ärzten verordnet


C. Simon (Kiel) und W. Stille (Frankfurt am Main) haben 1969 in „Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis“ – Stuttgart – New York 1970, S. 9, geschrieben „Die Verbreitung resistenter Bakterienstämme in der Klinik stellt eine ernste Gefahr dar, der u. a. durch eine sinnvolle Anwendung der Antibiotika begegnet werden muss. Dazu gehören ein zurückhaltender Gebrauch von Antibiotika, Vermeidung nicht streng indizierter prophylaktischer Gaben, ausreichende Dosierung der Antibiotika und nicht zu kurze Therapiedauer.“ Es ging darum, möglichst nachgewiesene Bakterien gezielt vollständig zu vernichten und ihnen keine Chance zu bieten, sich an das Antibiotikum zu gewöhnen und resistent zu werden. Wen hat das irgendwann in den letzten Jahrzehnten interessiert? Antibiotika in der Schweinemast, Streptomycin flächendeckend versprüht gegen einen Apfelschädling, wo blieb der Aufschrei der „Human“-Mediziner? Auch jetzt sieht es so aus, als blickte die deutsche Medizin wieder nur fasziniert auf die Überlebensstrategien von Bakterien und anderen Krankheitserregern, um noch hochkomplexere Medikamente entwickeln und anwenden zu können. Für praktische Maßnahmen, wie in den Niederlanden oder in Münster, ist man sich offensichtlich zu fein . . . Die Pharmaindustrie hat bestens daran verdient. Sie hat die Antibiotika nicht verordnet, warum sollte sie die Suppe jetzt auslöffeln? Warum sollten Steuermittel verschwendet werden, wenn es grundsätzlich an der Einsicht behandelnder Ärzte fehlt? Was wird auf den ARD-WDR-Film „Killerbrut“ folgen? – Nichts.
Dr. med. Christa Schade, Anne-Frank-Straße 2, 65197 Wiesbaden
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