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Randnotiz: Hier badet kein Kanzler mehr


Draußen ist es grau, und es regnet. Auf den Bonn-Fotos leuchten Sonne, Mond und Weihnachtsmarktlichter. Über die niedliche „Bonner Silhouette“ muss man lächeln. „Pool im ehemaligen Kanzlerbungalow“ vor akkurat zugezogenen Gardinen stimmt einen dagegen fast melancholisch.
Ach, Bonn. Im Herbst 1999, vor zehn Jahren, zogen Bundestag, Bundesregierung und Teile einiger Ministerien vom Rhein an die Spree. Vor lauter Mauerfall-Erinnerung und neuer Regierungsbildung ging dieses Jubiläum unter. Vielleicht auch, weil die heftigen öffentlichen Debatten von damals um Sinn und Zweck der Umzieherei verstummt sind.
Viele Umzügler haben sich in Berlin eingelebt, schätzen die Arbeit mittendrin und ihr Häuschen am Stadtrand im Grünen. Zur Zufriedenheit des ein oder anderen Exrheinländers tragen neue Partner und neue Kinder bei. Andere Bonner und Kölner haben sich ans Pendeln gewöhnt. Und dann gibt es noch die, die nicht mehr schimpften und klagten, aber ihr großes Ziel nie aus den Augen verloren. Plötzlich, nach Jahren, sind sie weg, haben „nach drüben“ gemacht, einen Job im geliebten Rheinland gefunden.
Wen das Heimweh nur gelegentlich überfällt, der kann es direkt im Regierungsviertel stillen. Entweder bei einem Kölsch in der „Ständigen Vertretung“ oder in der Parlamentsbuchhandlung. Dort hält man nicht nur „Bonn 2010“ vor, sondern auch Schokolade: aus Unkel am Rhein.
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