

Dass es auch anders gehen kann, legt Friedemann Pfäfflin in seinem Beitrag „Reflexionen über die amerikanischen Raubtiergesetze“ dar. Die USA haben eine Art Feindstrafrecht eingeführt. Die auch hier drohende Entwicklung vom Schuld- zum Sicherheits- und Präventionsstrafrecht wird in einem engagierten Plädoyer als Gefahr dargelegt, der es zu widerstehen gilt. Franziska Lamott beschäftigt sich kenntnisreich mit der Dialektik innerer und äußerer Realitäten der Untergebrachten. Beispiel hierfür ist die historische Entwicklung der Gefängnis- und Psychiatriearchitektur – ausgehend vom Marquis de Sade. Bernhard Wittmann, Michael B. Buchholz, Dirk Fabricius und Willi J. Nunnendorf befassen sich mit den individuellen Begegnungen zwischen Patient und Therapeuten – dieser Beitrag ist ebenso klug wie anregend zu lesen. Heinfried Duncker schließlich wagt den Blick über die nationalen Grenzen nach Frankreich und berichtet über die dortigen Tendenzen der Forensik aus der Sicht der französischen Psychoanalyse.
Eine lesenswerte, unterhaltsame und auch würdige Festschrift für einen Mann, der nicht unwesentlich daran beteiligt war, aus einer „menschenunwürdigen“ Forensik der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte zu gestalten. Noch mehr ist die Festschrift ein Plädoyer für die psychoanalytische Begegnung mit dem besonderen Anderen, dessen antisoziale Tendenz nach Winnicott als „Hinweis auf Hoffnung“ verstanden wird. Lothar Adler
Dirk Hesse, Heinfried Duncker (Hrsg.): Psychoanalyse und Forensik. Festschrift für Martin Schott. Pabst Science Publishers, Lengerich u. a. 2009, 126 Seiten, kartoniert, 15 Euro
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