

Diffuse Schreckensszenarien sind beim Gold durchaus nicht neu, ebenso wenig wie die mystische Verbrämung des Edelmetalls. Seit Menschengedenken schlagen sich die Leute deswegen die Köpfe ein, und wegen der wilden Gier nach Gold ließen ganze Völker ihr Leben, nur um ihre Eroberer reicher zu machen als zuvor. Noch Ende des 19. Jahrhunderts stürmten Menschenmassen, die in der damaligen Wirtschaftskrise ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatten, in die Gegend um den Klondike River, in der Hoffnung, reich zu werden, und bezahlten mit dem Leben anderer und meist auch mit dem eigenen.
Heute geht es gesitteter zu, doch die Gier bleibt auf hohem Niveau und wird von den Medien durchaus geschürt. Im Grunde denke ich, dass die Ängste zwar berechtigt sein mögen, gleichwohl aber in den aktuellen Preis längst eingearbeitet sind, von der industriellen Nachfrageseite her sind die Kosten für das Edelmetall ebenso wenig gerechtfertigt wie von der Fördersituation, denn mit jeder neuen Dollarschwelle lohnt sich der Abbau von bis dahin unrentablen Schürfstätten.
Das größte Risiko für den Goldpreis sehe ich aber, wenn die Notenbanken das Ende der ultralockeren Geldpolitik einleiten. Damit verbunden wären nämlich sowohl ein Dollaranstieg als auch eine deutliche Erhöhung der Zinsen. Eine starke Konkurrenz alternativer Anlageformen baut sich hier auf, da sich Gold nun mal nicht verzinst. Wenn mich nicht alles trügt, wird die lockere Geldpolitik alsbald ihr Ende finden. Spätestens dann wird die wundersame Goldstory kein Happy End mehr haben.
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 5. Dezember 2009 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (02 21/98 54 80–17). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
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