SUPPLEMENT: Reisemagazin
Kanada: Frau Holles Liebling
Dtsch Arztebl 2009; 106(49): [4]


Mitten in den Rocky Mountains stoppen wir auf halber Strecke zwischen Vancouver und Calgary zunächst in Silverstar, um Kanadas Vorzeigeskifahrer Norman Kreutz zu treffen. Grazil wie ein Balletttänzer wedelt er den Steilhang zwischen zugeschneiten Bäumen auf uns zu. Sein Bremsschwung wirbelt Kanadas legendären „Champagne Powder“ auf. Sanft wie in einer Schneekugel rieselt das weiße Gold British Columbias auf uns nieder. „Hi, I’m Norman. Wie isset?“, fragt der kanadische Skigott in breitem Kölner Dialekt. Unglaublich, aber einer der besten Skifahrer Nordamerikas ist tatsächlich ein Deutscher. „In der kanadischen Wildnis muss man halt mit allem rechnen“, schmunzelt der Kölner. Sein Vater sei im Schatten des Doms geboren, er selbst im Rheinland groß geworden, bevor seine Familie nach Kanada auswanderte. Dort machte er als Skilehrer Karriere. 14 Jahre lang war Norman Chefausbilder des kanadischen Skilehrer-Verbands, seit 21 Jahren fährt er im kanadischen Demoteam, einer Art Nationalmannschaft der Skilehrer. Der 50-Jährige kennt alle Skigebiete Nordamerikas. Als er aber einen würdigen Platz suchte, um sesshaft zu werden, wählte er Silverstar.
Mit dem Winter kommen die „Snow Ghosts“. Die schneeverkrusteten Bäume in Big White sind ebenso berühmt wie die Abfahrten über unberührte Tiefschneehänge rund um Revelstoke. Foto: picture-alliance
Vor mehr als 20 Jahren ist die Deutsche nach Kanada ausgewandert. Ihr gefällt vor allem die Gelassenheit der Kanadier. Da wird am Lift nicht gedrängelt, auf den Pisten nicht gerast und auf den Hütten weder gesoffen noch gegrölt. Dafür muss man allerdings auch auf jeglichen Hüttenzauber verzichten. Statt Kaiserschmarrn gibt es auf den Skihütten oft nur Burger, Pommes und Tortillas.
Auf Skiern durch die Fußgängerzone: In Big White fallen in jedem Jahr um die sieben Meter Schnee. Fotos: Tourism British Columbia
„Der Olympiaboom gibt uns allen in British Columbia Rückenwind“, bestätigt auch Ashley Tait. Die ehemalige Rennfahrerin tobt sich am liebsten auf den Gipfeln rund um Revelstoke aus. Das Städtchen am Columbia River ist der Senkrechtstarter unter Kanadas Skiresorts. Gut drei Autostunden von Sun Peaks entfernt ist Revelstoke zum ambitioniertesten Wintersportprojekt Nordamerikas avanciert. Als Standort von Selkirk Tangiers Heliskiing war der Eisenbahnknotenpunkt in den Rockies schon lange der Renner bei Tiefschneefans. „Bis zu 18 Meter Schnee fallen in Revelstoke pro Saison – mehr als doppelt so viel wie in den Alpen“, berichtet Beat. Revelstoke ist Frau Holles Liebling und deshalb immer weiter gewachsen. Erst kam Catski dazu. Pistenraupen transportieren die Skifahrer quer durch die Natur auf die Gipfel, von wo sie von Guides geführt über unberührte Tiefschneehänge ins Tal abfahren. Dann erschloss man im dritten Schritt auch noch den Revelstoke Mountain, der Wintersportlern mit 1 713 Metern die größte Höhendifferenz des Kontinents bietet. Als einziges Skiresort Nordamerikas kann Revelstoek nun „3 in 1“ anbieten: ein normales Skigebiet, Catski und Heliskiing in einem. Das bietet nicht mal Whistler. Bernhard Krieger
Veranstalter: Geführte Gruppenreisen und Individualtouren in alle Skigebiete der Olympiaregion British Columbia bietet der Kanada-Spezialist Stumböck Club an, Internet: www.stumboeck.com, Telefon: 0 80 35/96 60-0.
Auskünfte: Canadian Tourism Commission, c/o Lange Touristik-Dienst, Internet: www.canadas-west.de, Telefon: 0 18 05/52 62 32.
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