AKTUELL: Akut
HIV: früherer Therapiebeginn empfohlen


Während die Leitlinien aus dem Jahr 2006 den Beginn der antiretroviralen Therapie bei einer CD4-Zellzahl unter 200/mm3 empfehlen, soll nun bereits bei einem CD4-Wert von 350/mm3 gestartet werden. Mehrere Studien hätten seither gezeigt, dass ein früherer Beginn Morbidität und Mortalität der HIV-Infizierten senken könne, heißt es zur Begründung der neuen Leitlinie. Die Empfehlung gilt ausdrücklich auch für HIV-Infizierte, die noch keine Symptome haben, sowie für Schwangere.
Die WHO spricht sich außerdem dafür aus, künftig auf den Einsatz von Stavudin (d4T) zu verzichten – wegen der bekannten langfristigen irreversiblen Nebenwirkungen (Neuropathien, Lipoatrophie). Stavudin wird in Industrieländern gemieden. In Entwicklungsländern ist es wegen des niedrigen Preises und der guten Wirkung weiterhin beliebt. Die WHO empfiehlt diesen Ländern, auf Zidovudin (AZT) oder Tenofovir (TDF) auszuweichen, die weniger toxisch, in der Wirkung aber gleichwertig seien.
Die aktualisierten Leitlinien stellen auch die Bedeutung von Laborkontrollen für die Therapiequalität heraus: CD4-Werte und Viruslast sollen häufiger als bisher kontrolliert werden. Niemandem dürfe allerdings die antiretrovirale Therapie verweigert werden, wenn keine Kontrollen möglich seien. In der Leitlinie aus dem Jahr 2006 riet die WHO, HIV-infizierte Frauen erst im dritten Trimenon antiretroviral zu behandeln, um eine Mutter-Kind-Übertragung zu vermeiden. Eine Therapie während der Stillphase wurde wegen der damals unklaren protektiven Wirkung abgelehnt.
Inzwischen sieht die WHO ausreichende Belege für eine derartige schützende Wirkung. Die neue Leitlinie empfiehlt, bereits in der 14. Woche der Schwangerschaft mit der antiretroviralen Therapie zu beginnen und diese bis zum Ende der Stillperiode fortzusetzen. Die Mütter sollten die Säuglinge nach Möglichkeit zwölf Monate stillen, sofern Mutter oder Baby ausreichend mit Medikamenten versorgt seien. Dadurch werde das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung gesenkt und die Überlebenschancen des Kindes verbessert. Rüdiger Meyer
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