

Harald Bode, Hans
Michael Straßburg,
Helmut Hollmann
(Hrsg.): Sozialpädiatrie
in der Praxis. Urban
& Fischer, München
2009, 444 Seiten,
kartoniert, 59,95
Euro
So wird am derzeit öffentlichkeitswirksamsten Beispiel der Kindesmisshandlung mit einer angeblichen Dunkelziffer von bis zu zwei Prozent aller stationären Aufnahmen bei gleichzeitig hochsensiblem Fehldeutungspotenzial aufgedeckt, dass im juristischen Prozess noch vor 120 Jahren auf dem Niveau des Tierschutzrechtes argumentiert wurde. Und selbst die klinische Pädiatrie vor 50 Jahren müsste sich bezüglich Besuchsverbot und insuffizienter Schmerztherapie massive Kritik anhören. Heutzutage wird die sozialpädiatrische Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen auf summarisch zehn bis 15 Prozent geschätzt.
Willkommene Auflockerung erfährt der Band durch eine Reihe von Fallbeispielen im Kapitel „Spezielle Störungen“, das zusammen mit „Therapie und Förderung“ auch zu den umfangreichsten gehört. Höchstens zu den auftürmenden Problemkreisen Bewegungsmangel/Fehlernährung, PC-Sucht oder Komasaufen mag noch größerer Informationsbedarf reklamiert werden, hier hat das reale Leben offenbar die Auflage überholt. Die mehrfach falsche Schreibweise eines Koautors ist eigentlich unverzeihlich, verblasst aber vor der Bedeutung des Gesamtwerks.
Angesprochen sind interdisziplinäre Gruppen, primär Neuropädiater, alle Kinder- und Hausärzte, Psychologen und Lehrer, aber auch Erzieher, Physiotherapeuten sowie Gesundheitsbeamte. Und nicht zuletzt: Zur allgemeinen Bestärkung ihres wichtigen Auftrags durchläuft die formale Zusatzweiterbildung „Sozialpädiatrie“ gerade ihr Antragsverfahren. Manfred Doerck
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.