ArchivDeutsches Ärzteblatt3/2010Trinkmenge individualisieren
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LNSLNS Die komplexe Osteopathie nach Nierentransplantation (NTX) ist nicht mit einer Steroid-induzierten Osteoporose gleichzusetzen. Der Einsatz von Bisphosphonaten nach NTX kann nicht pauschal analog zu Leitlinien des Dachverbandes Osteologie erfolgen (Einsatz bei Steroidtherapie > 3 Monate oder osteoporotischer Fraktur + T-Wert < -1,5), denn

– die Knochendichte nach NTX steigt zwar unter Bisphosphonaten, dies ist jedoch kein guter Prädiktor für Post-NTX-Frakturen und eine Verminderung der Frakturinzidenz lässt sich nicht nachweisen (1).
– die adyname Osteopathie stellt bei Dialysepatienten die häufigste Osteopathie dar. Sie persistiert oft nach NTX. In dieser Situation Antiresorptiva einzusetzen, erscheint konzeptionell fraglich (Langzeitkomplikationen?) (2).
– die optimale Dosis und Dauer der Bisphosphonatgabe sowie der optimale Applikationsweg sind unklar.

Aktuelle nephrologische Therapieleitlinien (KDOQI, Kidney Disease Outcome Quality; KDIGO, Kidney Disease Improving Global Outcomes; EBPG, European Best Practise Guidelines) geben keine klare Empfehlung zum Einsatz von Bisphosphonaten nach NTX. Sicherlich zählt die Gabe von Bisphosphonaten zur individualisierten Therapie eines NTX-Patienten mit nicht supprimiertem Knochenstoffwechsel und hoher Frakturgefahr. In die Abschätzung letzterer sollten neben Knochendichtemessungen auch klinische Risikofaktoren einfließen. Eckpfeiler der Therapie sind primär Anpassung der Immunsuppression, Optimierung der renalen Osteodystrophie-Therapie, körperliche Aktivität und Sturzprävention.

Die pauschale Empfehlung einer Trinkmenge über 2 L/d sollte individualisiert werden. Sie ist sinnvoll zum Beispiel bei NTX-Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten. Andererseits mehren sich Befunde, dass bei eingeschränkter Nierenfunktion eine Trinkmenge von > 2 L/d den weiteren Nierenfunktionsverlust akzeleriert (3). Obwohl es in der NTX-Situation hierzu bisher keine formalen Studien gibt, scheint aus unserer Sicht eine tägliche Trinkmenge von 1,5 bis 2 L bei der Mehrheit der Nierentransplantierten ausreichend.
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0037b


Prof. Dr. med. Jürgen Floege
Dr. med. Vincent Brandenburg
Medizinische Klinik II
Klinik für Nephrologie, UK Aachen
Paulwelstraße 30
52074 Aachen
E-Mail: Vincent.Brandenburg@post.rwth-aachen.de
1.
Conley E, Muth B, Samaniego M, et al.: Bisphosphonates and bone fractures in long-term kidney transplant recipients. Transplantation 2008; 86: 231–7 MEDLINE
2.
Coco M, Glicklich D, Faugere MC, et al.: Prevention of bone loss in renal transplant recipients: a prospective, randomized trial of intravenous pamidronate. J Am Soc Nephrol 2003; 14: 2669–76 MEDLINE
3.
Hebert LA, Greene T, Levey A, Falkenhain ME, Klahr S: High urine volume and low urine osmolality are risk factors for faster progression of renal disease. Am J Kidney Dis 2003; 41: 962–71 MEDLINE
4.
Schrem H, Barg-Hock H, Strassburg CP, Schwarz A, Klempnauer J: Aftercare for patients with transplanted organs [Nachsorge bei Organtransplantierten]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(9): 148–55 MEDLINE
1. Conley E, Muth B, Samaniego M, et al.: Bisphosphonates and bone fractures in long-term kidney transplant recipients. Transplantation 2008; 86: 231–7 MEDLINE
2. Coco M, Glicklich D, Faugere MC, et al.: Prevention of bone loss in renal transplant recipients: a prospective, randomized trial of intravenous pamidronate. J Am Soc Nephrol 2003; 14: 2669–76 MEDLINE
3. Hebert LA, Greene T, Levey A, Falkenhain ME, Klahr S: High urine volume and low urine osmolality are risk factors for faster progression of renal disease. Am J Kidney Dis 2003; 41: 962–71 MEDLINE
4. Schrem H, Barg-Hock H, Strassburg CP, Schwarz A, Klempnauer J: Aftercare for patients with transplanted organs [Nachsorge bei Organtransplantierten]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(9): 148–55 MEDLINE

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

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