

Jens Flintrop
Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik
Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik
Als „Leitwährung“ aller MB-Tarifverträge gilt inzwischen der TV-Ärzte/VKA – also jener Tarifvertrag, den der MB für die rund 55 000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) verhandelt. Vor diesem Hintergrund verfolgen nicht nur die Ärzte in den kommunalen Kliniken mit großer Spannung den aktuellen Tarifpoker zwischen dem MB und der VKA, der am 18. Januar in Frankfurt am Main eröffnet wurde.
Der Marburger Bund fordert in dieser wegweisenden Tarifrunde eine lineare Erhöhung der Ärztegehälter um fünf Prozent: „Wann, wenn nicht in dieser Situation, in der Ärzte dringend gesucht werden, soll man das Geld verlangen, das den Ärzten in den vergangenen Jahren vorenthalten wurde?“, fragt Rudolf Henke, der MB-Vorsitzende. Darüber hinaus will die Ärzteseite vor allem deutliche Erhöhungen der Stundenentgelte für den Bereitschaftsdienst durchsetzen: für Ärzte von 22,30 auf 30 Euro, für Fachärzte von 27,10 auf 36 Euro, für Oberärzte von 30 auf 39 Euro und für Leitende Oberärzte von 32 auf 41 Euro. Drittes wichtiges Ziel ist die Verkürzung der Laufzeiten in der Entgeltgruppe I (Arzt) auf zwölf Monate in jeder Stufe.
Die MB-Forderungen, die sich auf acht Prozent mehr für die Ärzte summierten, seien nicht angemessen und nicht finanzierbar, betont VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg: „Die Ärzte wollen zum dritten Mal in Folge überproportionale Gehaltssteigerungen durchsetzen, die die Krankenhäuser einfach nicht verkraften können.“ Eine Anhebung der Entgelte für Bereitschaftsdienste um bis zu 35 Prozent mache diese unbezahlbar. Wer dies fordere, wolle den Bereitschaftsdienst eigentlich ganz abschaffen, heißt es bei der VKA, die ihrerseits durchsetzen will, dass auch die Ärzte tariflich in das System der leistungsorientierten Vergütung einbezogen werden.
Die Verhandlungsführer beider Parteien, für den MB ist dies Lutz Hammerschlag, prognostizieren eine besonders schwierige Tarifrunde. Beide spüren den Druck ihrer Mitglieder: Die Klinikärzte sehen weiteren Nachholbedarf bei ihren Gehältern und verweisen auf die steigende Arbeitsbelastung. Die Kommunen argumentieren mit ihren Haushaltsdefiziten und den sinkenden Steuereinnahmen wegen der Wirtschaftskrise.
Ein Arbeitskampf ist vor diesem Hintergrund ein realistisches Szenario. Für einen erfolgversprechenden Streik benötigen die Ärzte aber die Unterstützung der Bevölkerung. Diese ist in der aktuellen Wirtschaftskrise jedoch keine Selbstverständlichkeit, es könnte sich schnell eine Neiddiskussion entwickeln. Denn auch zu diesem Ergebnis kommt der „Stern“-Gehaltsreport: Die Ärzte seien immer noch die Topverdiener in diesem Land.
Jens Flintrop
Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik
Buchstaller, Hubert R.