THEMEN DER ZEIT: Tagungsberichte
Vertragsärztliche Vereinigungen: Kritik nach innen und außen


Feste Geldanteile für die Sektoren
Die Vertragsärztlichen Vereinigungen fordern zusätzliche gesetzliche Regelungen - beispielsweise über eine
anteilige Verteilung der GKV-Gelder nach Versorgungsbereichen. Der ambulanten Versorgung stünden
mindestens 20 Prozent der GKV-Gesamtausgaben zu, da von den niedergelassenen Kassenärzten nicht nur seit
Jahren neue Leistungen erbracht würden, sondern mehr und mehr Leistungen aus dem stationären Sektor in die
ambulante Versorgung verlagert würden. Die festzulegenden Geldanteile müßten zudem einer jährlichen
Anpassung unterworfen werden, um auf Dauer eine leistungsgerechte Vergütung zu gewährleisten.
Mit Blick auf die Struktur der Gesetzlichen Krankenversicherung fordert die Vertragsärztliche
Bundesvereinigung die Definition eines Grundleistungsbereichs, der frei von Wettbewerbs- und
Marketingverhalten der Krankenkassen gehalten werden soll. Der bisherige "solidarische Wettbewerb" habe
lediglich zu einer stärkeren Nachfrage nach medizinischen Leistungen und damit zu einem Kostenschub
geführt. Neben dem Grundleistungsbereich soll es nach Auffassung der Vertragsärztlichen Vereinigungen
Satzungsleistungen und "modulare Zusatzversicherungen" zur Absicherung von individuellen Risiken und zur
Stärkung der Eigenverantwortlichkeit geben.
Nach wie vor lehnen die Vertragsärztlichen Vereinigungen die ab Juli dieses Jahres geltenden Praxisbudgets
als neues Honorierungssystem für die niedergelassenen Ärzte ab. Nur noch die "durchschnittlichen Praxen"
könnten auf dieser Grundlage überleben; Praxen mit einer besonderen Versorgungsstruktur würden hingegen
nach Auffassung der Vertragsärztlichen Bundesvereinigung "finanziell liquidiert".
Als grundsätzlich richtigen Schritt in Richtung Kostenerstattung bezeichnen die Vorsitzenden der
Vertragsärztlichen Vereinigungen die im 2. GKV-Neuordnungsgesetz vorgesehene Information der Patienten
über die Leistungen des Kassenarztes in Form einer Rechnungsstellung. Allerdings sei der EBM als Grundlage
für die Information der Patienten über die erbrachten Leistungen völlig ungeeignet. Weiterhin unklar sei ferner,
wer die Kosten für die Patienteninformation trage.
Politische Offensive in den Regionen
"Die Vertragsärztlichen Vereinigungen", kündigte Dr. Werner Baumgärtner in Erfurt an, "werden im Laufe
dieses Jahres in allen Regionen sowohl politische als auch standespolitische Informationsveranstaltungen
durchführen." Der Vorsitzende der Vertragsärztlichen Bundesvereinigung weiter: "Wir werden den
niedergelassenen Ärzten auch sehr genau die politischen Vorstellungen der einzelnen Parteien für den
ambulanten Bereich vermitteln." JM
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